Artikelaktionen

Sie sind hier: FRIAS Fellows Fellows 2023/24 Prof. Dr. Daniela Müller

Prof. Dr. Daniela Müller

Radboud University Nijmegen
Church History, History of Christianity, Canon Law

External Senior Fellow (FRESCO Programm)
Juli 2021 - Dezember 2025

Raum 01 025

CV

Daniela Mueller studierte Theologie, Geschichte und Germanistik in Würzburg, Rom und Bonn. Auf ihre Promotion 1986 folgte 1995 die Habilitation. Von 1985 – 2001 war sie Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Centre D’Etudes Cathares in Carcassonne und zwischen 1993 – 1996 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der DFG in Würzburg und Jena. Von 2001 wurde sie als ordentliche Professorin auf den Lehrstuhl Kirchengeschichte nach Utrecht berufen, 2008 dann nach Tilburg. Seit 2009 ist sie ordentliche Professorin In Nijmegen. Seit 1998 unterrichtet sie als Gastprofessorin Kirchenrecht in Münster im Lizentiatenlehrgang. Sie ist Mitglied in zahlreichen Kommissionen, Redaktionen und Studienzentren. Ihr Hauptinteresse richtet sich auf Fragen der kirchlichen Disziplin und der Geschichte der Spannungen zwischen Orthodoxie und Häresie.

Publikationen (Auswahl)

  • Müller, D.A.T. /Verheyden, J. (2020) (Ed.), Imagining Paganism Through The Ages. Studies on the Use Of the Labels ‘Pagan’ and ‘Paganism’ in Controversies (Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium CCCXIII). Leuven: Peeters

  • Müller, D.A.T. (2015). Frauen und Häresie. Europas christliches Erbe (Christentum und Dissidenz, 2). Münster: LIT Verlag

  • Müller, D.A.T. (2014). Ketzer und Kirche. Beobachtungen aus zwei Jahrtausenden (Christentum und Dissidenz, 1). Münster: LIT

  • Müller, D.A.T. (2020). Abaelards Regel. Das Kloster zum Parakleten und seine Lebensordnung. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung, 137, 123-152.

  • Müller, D.A.T. (2020). The Making of a Cathar Counter-Church, the 'Ecclesia dei', through the Consolamentum Ritual (Baptism of the Holy Spirit). Bibliothèque de la Revue d'Histoire Ecclésiastique, 106, 119-161.

FRIAS Projekt

Old and New Debates about the Cathars. The Controversy on Catharism

In meiner Forschung konzentriere ich mich auf das Selbstverständnis der Katharer des Mittelalters und die Veränderungen, die diese sich selbst als Kirche definierende Bewegung im Gegensatz zur katholischen Kirche durchmachte, die sie als Ketzer betrachtete. Die Untersuchung der rhetorischen Methoden und Techniken, die in den oft scharfen Debatten zwischen christlichen mittelalterlichen Bewegungen verwendet wurden, ist ein Schlüsselmoment meiner Forschung. Es geht darum zu verstehen, wie sich religiöse Identitäten in dieser Zeit bildeten, indem definiert, verfeinert, abgegrenzt und diffamiert wurde. Es ist eine Dynamik, die schließlich zu neuen Formen der Profilierung auf beiden Seiten und zu einer klareren Wahrnehmung der eigenen religiösen Identität führte.

Neuere historiographische Studien zum Katharismus neigen dazu, das Konzept „Katharer“ als kollektive Beschreibung einer bestimmten Bewegung zurückzuweisen. Ich schlage eine alternative Perspektive vor, die sich auf die theologisch-historische Forschung konzentriert: In meinen früheren Veröffentlichungen habe ich gezeigt, welche neuen Erkenntnisse die Analyse der katharischen Taufrituale bieten kann. Es ist plausibel, dass eine engagierte Gruppe von sich selbst als Katharer identifizierenden Christen existierte: Eine ihrer Lehren war ja, dass die Erlösung nur durch den Empfang des Consolamentums, der Taufe durch den Heiligen Geist, erlangt werden konnte. Dieser Ritus als religiöses Kernelement war allen Gruppen gemeinsam. Da die Anpassung an einen sich ändernden Kontext für Riten konstitutiv ist, kann die scheinbare Vielfalt der einzelnen Katharergemeinden nicht notwendigerweise als Indiz genommen werden, um ihnen eine gemeinsame Identität als Kirche abzusprechen.