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Prof. Dr. med. Karl-Heinz Leven

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Geschichte der Medizin

External Senior Fellow (Gastwissenschaftler)
Oktober 2022 - März 2023

CV

Karl-Heinz Leven, geboren in Krefeld-Uerdingen, studierte von 1977 bis 1986 Medizin, Geschichte, Klassische Philologie und Romanistik an den Universitäten Düsseldorf und Bonn. 1987 wurde er zum Dr. med. promoviert; er war tätig am Militärgeschichtlichen Forschungsamt 1986-1987 (Leitender Historiker: Prof. Dr. Manfred Messerschmidt), als Assistent an den Instituten für Geschichte der Medizin der Universität Düsseldorf (1987-1988, Direktor: Prof. Dr. Hans Schadewaldt) und Freiburg (1988-2009, Direktoren: Prof. Dr. Eduard Seidler und Prof. Dr. Ulrich Tröhler). Die Habilitation für Geschichte der Medizin erfolgte 1993, im Jahr 2000 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Seit 2009 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Direktor des dortigen Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin, seit 2012 ist er Mitglied der Leopoldina (Halle).  

Seine Forschungsinteressen sind antike und byzantinische Medizin, Medizingeschichte der Seuchen, Medizin im Nationalsozialismus, Medizinische Fakultäten Freiburg und Erlangen, Geschichte der Medizinethik.

Publikationen (Auswahl)

  • Leven, K.-H.: A Sound of Thunder. Von Pest, Grippe und Corona. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 73  (2022), pp. 372-386.
  • Leven, K.-H.: Geschichte der Medizin. Von der Antike bis zur Gegenwart. München, 3rd edition 2019.
  • Leven, K.-H. (Ed.): Antike Medizin. Ein Lexikon. München: C.H. Beck 2005.
  • Leven, K.-H.: Die Geschichte der Infektionskrankheiten. Von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Landsberg/Lech: ecomed 1997.
  • Leven, K.-H.: Die Freiburger Universitätsmedizin im Nationalsozialismus. Mittäter, Mitwisser und nicht-symmetrische Diskretion. In: Kalchthaler, P./Stockhausen, T.v. (Hg.): Freiburg im Nationalsozialimus. Freiburg: Rombach 2017, pp. 83-99. 177-179.


FRIAS Projekt

Kollaboration. Protest. Erinnerungskultur. Der Freiburger Pathologist Franz Büchner (1895-1991) in den Nazi-Jahren.

Franz Büchner (1895-1991), seit 1936 (und bis 1963) Nachfolger Ludwig Aschoffs auf dem Freiburger Lehrstuhl für Pathologie, war der einzige deutsche Arzt, der in der NS-Zeit einen öffentlichen Protest gegen die sog. “Euthanasie”, den Krankenmord an Behinderten, äußerte. Dies geschah am 18. November 1941 im Kuppelsaal der Freiburger Universität in seinem Vortrag “Der Eid des Hippokrates” und wurde zeitgenössisch deutlich wahrgenommen. Allerdings war Büchner nicht im Widerstand, vielmehr war er loyaler Universitätsprofessor, Wehrmediziner und Sanitätsoffizier. Nach 1945 wurde sein spektakulärer Protest von interessierten Kreisen rückschauend als Zeichen für den (nicht vorhandenen) Widerstandsgeist der Universität Freiburg interpretiert. Büchner selbst hat seine ambivalente Rolle weit differenzierter gesehen. 

Das Projekt stützt sich auf gedruckte Quellen und insbesondere den umfangreichen wissenschaftlichen Nachlass Büchners, der im Universitätsarchiv Freiburg liegt. Ziel ist es, die Handlungsspielräume eines deutschen Universitätsprofessors in der NS-Zeit darzustellen. Zugleich wird die Rezeption von Büchners Protest in der Nachkriegszeit, die bis heute reicht, ausgelotet.