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Counterfactual Thinking / Counterfactual Writing

Wann 28.09.2009 um 09:00 bis
30.09.2009 um 15:00
Wo Albertstr. 19, Seminarraum
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Teilnehmer öffentlich
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Veranstalter: Dr. Dorothee Birke, Dr. Michael Butter, Dr. Tilmann Köppe

Internal Fellows of the Freiburg Institute for Advanced Studies

 

Counterfactual Thinking / Counterfactual Writing

Kontrafaktische Szenarien haben seit langem einen festen Platz innerhalb literarischer Texte. Sie kommen etwa dann zum Einsatz, wenn fiktive Charaktere oder Erzähler erwägen, was hätte geschehen können oder sollen, oder im Genre der alternate history alternative Geschichtsverläufe dargestellt werden. Die Literaturwissenschaft beschäftigt sich allerdings erst seit kurzem mit diesem Phänomen und seinen epistemologischen und kulturellen Dimensionen. Die vorliegenden Untersuchungen widmen sich vor allem dem historischen Wandel der Formen und Funktionen kontrafaktischen Denkens in der britischen und amerikanischen Literatur; umfangreichere Analysen für anderssprachige Literaturen stehen dagegen noch aus.
In den vergangenen Jahrzehnten ist das Konzept des Kontrafaktischen zudem in verschiedenen akademischen Disziplinen wichtig geworden: So haben etwa Philosophen mit dem Begriff des Kontrafaktischen operierende Analysen des Kausalitätsbegriffs vorgelegt oder die Struktur von Gedankenexperimenten erläutert; Sprachwissenschaftler rekonstruieren Kontrafaktizitätskompetenzen im Kontext des Spracherwerbs; Psychologen untersuchen, wie Kontrafaktizität in der Entscheidungsfindung eingesetzt wird; Kognitionswissenschaftler befassen sich mit mentalen Repräsentationen kontrafaktischer Konditionale.
Kontrafaktizität ist aber nicht nur Gegenstand von Untersuchungen, sondern gehört für manche Disziplinen zum methodischen Repertoire: Sozialwissenschaftler verwenden kontrafaktische Denkansätze neben kausalen Rekonstruktionen; Kriminologen verwenden kontrafaktische Szenarien, um Gerichtsentscheidungen und Zeugenaussagen zu bewerten; Ökonomen beurteilen mithilfe kontrafaktischer Modelle den Einfluss von Marktmechanismen und Politik. Sowohl in den Einzeldisziplinen als auch in der allgemeinen Wissenschaftstheorie werden entsprechende Methoden kontrovers diskutiert. Während manche Forscher sowie Theoretiker auf die Fruchtbarkeit dieser Methoden verweisen, wird von anderen ihre erklärende Kraft ebenso bestritten wie ein allgemeiner wissenschaftlicher Nutzen.
Die Konferenz möchte eine Brücke schlagen zwischen literarischer Praxis und wissenschaftlicher Analyse. Sie verfolgt dabei drei Ziele: Erstens soll die Erforschung von kontrafaktischen Szenarien und Gedankenspielen in der Literatur vorangetrieben werden; zweitens sollen die Potenziale kontrafaktischen Denkens im Rahmen von Einzeldisziplinen sowie disziplinübergreifend ausgelotet werden; drittens soll die Diskussion von Kontrafaktizität mit einer Diskussion der Funktionen fiktionaler Literatur verbunden werden.


Vorläufiges Programm

Abstracts