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‚Die amerikanischen Götter’. Transatlantische Prozesse in der deutschsprachigen Popkultur seit 1949

Wann 17.09.2010 um 09:00 bis
18.09.2010 um 17:00
Wo FRIAS, Albertsstr. 19, Großer Seminarraum
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Veranstaltet von Dr. Stefan Höppner (Freiburg), Dr. Jörg Kreienbrock (Northwestern)

 

„Als die amerikanischen Götter nach 45 aus dem Meer stiegen, die Kaugummi lutschten und [...] diese wunderbare neue Musik spielten“, schreibt Karl Heinz Bohrer, „haben wir zum ersten Mal einen Schritt in die Säkularisation getan.“ Die Rezeption amerikanischer Populärkultur, wie sie sich musikalisch im Jazz, in Beat und Pop manifestiert, wird für viele Autoren und Musiker der Bundesrepublik Deutschland zur Chiffre für einen radikalen Neubeginn, unbelastet von der als veraltet und übermächtig erfahrenen Tradition Alt-Europas. Literatur im Zeichen von Pop und Beat plädiert für eine Kultur der Oberfläche, des Populären, der Geschwindigkeit. So entsteht eine intensive, sowohl praktische als auch theoretische Auseinandersetzung mit dem Faszinosum der US-amerikanischen Kultur, die sich weitaus komplexer und gebrochener gestaltet, als ein großer Teil von Kritik und Forschung es lange Zeit gesehen haben. Gerade diese Reflektiertheit der Popliteratur in der Auseinandersetzung mit der amerikanischen Popkultur ist bislang von der Literaturwissenschaft kaum berücksichtigt worden und soll durch diese Tagung aufgearbeitet werden.

Ziel der Konferenz ist die Herausarbeitung einer Literatur des Dazwischen: „Amerikanische“ Literatur auf Deutsch – zwischen Sprachen, Genres, Kontinenten und Generationen. Was sind die literarischen, poetologischen und institutionellen Übertragungsmechanismen, durch die das säkularisierte Schreiben einer neuen Generation amerikanischer Schriftsteller, Künstler und Musiker in der Bundesrepublik zur Sprache kommt? Wie rezipieren Schriftsteller und Popmusiker amerikanische Filme, Comics oder Musik und stellen diese in ihren Kunstwerken dar? Gibt es Unterschiede in den Darstellungsverfahren zwischen deutscher und amerikanischer Kultur? Wo dient andererseits die Rezeption von Elementen der amerikanischen Kultur der Konstruktion einer dezidiert deutschen Nationalidentität, wie etwa im Krautrock der 1970er und der Neuen Deutschen Welle der 1980er Jahre? Existieren parallele Phänomene der Abgrenzung in der Literatur, etwa bei Autoren wie Peter Handke, Botho Strauß oder den Vertretern der „Tristesse Royale“ um 2000? Welche gesellschaftliche Funktion kommt Phänomenen wie Popliteratur und Popmusik heute zu? Besitzen sie noch ein eigenständiges, subversives Potenzial oder sind sie vollständig in ihrer Kommerzialisierung aufgegangen? Dies sind nur einige unserer Leitfragen, die wir in einer Mischung aus theoretischen Beiträgen und historischen Fallstudien erörtern werden.

Zusätzlich soll eine Sektion der Konferenz eine dezidiert komparatistische, d.h. europäische Sichtweise beleuchten. Was sind die historischen wie theoretischen Differenzen und Konvergenzen in der Aufnahme amerikanischer Popkultur zwischen jener in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Kulturen wie etwa den skandinavischen Ländern oder Frankreich?

Die teilnehmenden Wissenschaftler aus den Bereichen Germanistik, Anglistik, Romanistik, Komparatistik und Kulturwissenschaft stammen von deutschen, amerikanischen und belgischen Universitäten. Geplant ist außerdem eine Lesung mit einem namhaften Vertreter der deutschsprachigen Popliteratur.

 

Vorläufiges Programm

Freitag, 17. September
9-9:30: Begrüßung, Einleitung
9:30-10:15 Charis Goer (Bielefeld): Die neuen Barbaren. Frühe Rezeption der Beat Generation in Westdeutschland
10:15-11:00 Ulrich Plass (Middletown, CT): Totalschaden. Zur Dialektik von Adornos Pop-Kritik
11:00-11:15 Kaffeepause
11:15-12:00 Barry Murnane (Halle): Gaps, Great Divides and other Stories. Transferbedingte Signaturen des Populären in Theorie und Literatur um 1968.
12:00-1:30 Mittagspause
1:30-2:15 Sascha Seiler (Mainz): 1977 als popmusikalische Zäsur
2:15-3:00 Peter Brandes (Bochum): "Yankees raus!" Amerika-Bilder im deutschen Punk-Diskurs
3:00-3:15 Kaffeepause
3:15-4:00 Franziska Bomski (Freiburg): American goddess - Amelia Earhart in Dietmar Daths ´Sämmtlichen Gedichten’
4:00-4:45 Aron Sayed (Freiburg): Zur Musik in Tobias O. Meißners Amerika-Romanen ´Starfish Rules´ und ´HalbEngel´
6:00 Lesung Thomas Meinecke (München) / FRIAS-Hörsaal
Moderation: Eckard Schumacher (Greifswald)
8:00 Abendessen / FRIAS-Lounge

Samstag, 18. September
9:00-9:45 Elke Siegel (New York): Tagebuch ohne Buch: Warhol, Brinkmann, Goetz
9:45-10:30 Martin Schäfer (Erfurt): Theorie-Popstars bei Rainald Goetz
10:30-10:45 Kaffeepause
10:45-11:30 Katja Kauer (Magdeburg): Male Gender als Pop oder der Zauber männlicher Verletzlichkeit
11:30-12:15 Fernand Hörner (Freiburg): Gallien in Gefahr. Die Einflussangst des Astérix
12:15-12:45 Abschlußdiskussion