Figurenwissen
Wann |
04.12.2008 um 14:00 bis 06.12.2008 um 17:00 |
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Wo | Albertstr. 19, Seminarraum |
Name | Olav Krämer |
Teilnehmer |
öffentlich |
Termin übernehmen |
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Figurenwissen
Funktionalisierung und Repräsentation von Wissen bei der narrativen Figurendarstellung
Die Darstellung von Figuren in Erzähltexten eröffnet eine Vielzahl von Ansätzen für die Untersuchung von Repräsentation und Wissen in der Literatur.
Zum einen ist allgemein anerkannt, dass die Art und Weise, wie Autoren Figuren in ihren literarischen Texten konstruieren, immer beeinflusst ist durch zeit- und kulturspezifisches Wissen über den Menschen: also durch vorgängige Annahmen über die menschliche Psyche und die menschliche Natur im Allgemeinen, die in der jeweiligen kulturellen Umgebung der Autoren zirkulieren.
Zum anderen verweisen Literaturwissenschaftler und Philosophen, die fiktionaler Literatur eine genuine kognitive Relevanz zusprechen, immer wieder auf die Art und Weise, wie Figuren in narrativen Texten dargestellt werden: die Inszenierung von Handlungen und Erfahrungen von Figuren kann dieser Sicht zufolge Erkenntnisse transportieren, die Grundbedingungen und Motivationszusammenhänge menschlichen Handelns, Prozesse der Identitätsbildung und der individuellen Selbstverständigung betreffen.
Ziel der Konferenz ist es, das Verhältnis zwischen literarischen Figuren und anthropologischem Wissen zu untersuchen und dabei verschiedene disziplinäre Ansätze zusammenzuführen. Daher wird die Tagung durch systematisch ausgerichtete Beiträge aus verschiedenen Disziplinen und Forschungsfeldern (Narratologie, Linguistik, Philosophie, Geschichte, Psychologie) eröffnet, in denen grundlegende Aspekte der Konstruktion und Rezeption literarischer Figuren und der Beziehungen zwischen Figur und Wissen analysiert werden. In den historischen Beiträgen geht es darum, in Fallstudien vom späten Mittelalter bis zur klassischen Moderne die Wechselwirkungen zwischen jeweils dominanten Wissensordnungen und der Figurendarstellung in erzählenden Texten der europäischen und amerikanischen Literatur zu untersuchen.
Programm:
Donnerstag, 4. Dezember 2008
14.30 Fotis Jannidis (Darmstadt)
„Der jugendliche Trieb, sich mit Romanfiguren zu vergleichen“ – Identifikation und Figurenwissen
15.30 Anja Stukenbrock (Freiburg)
17.00 Christian Budnik (Bern)
18.00 Gottfried Fischer (Köln)
Dialektisch-ökologisches Denken in der modernen Psychoanalyse – am Beispiel der literarischen Figur des „rechten Barbier“ bei Hebel und Chamisso
20.15 Wolfgang Lukas (Wuppertal)
Textwissen versus Figurenwissen. Zur Konstruktion des Unbewussten in der Erzählliteratur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Freitag, 5. Dezember 2008
9.00 Manuele Gragnolati (Oxford)
Wishing to Embrace: Melancholia and Embodiment in Dante’s Eschatological Anthropology
10.00 Almut Suerbaum (Oxford)
11.15 Daniel Fulda (Halle-Wittenberg)
Menschenkenntnis. ‚Politisches’ Wissen in Romantheorie und Historiographie der deutschen Frühaufklärung
12.15 Johannes Süssmann (Frankfurt/M.)
Charakterisieren: Dilemma und Kunst der historiographischen Figurenzeichnung
13.15 Pause
15.00 Frank Zipfel (Mainz)
16.00 Thorsten Fitzon (Freiburg)
Figur und Figuration. Repräsentationen sterblicher Zeit in Wilhelm Raabes Romanfragment Altershausen
17.15 Katharina Grätz (Freiburg)
„Ich bin doch anders.“ Theodor Fontanes Figuren und das Wissen von Norm und Abweichung
18.15 Maximilian Bergengruen (Freiburg / Basel)
Lustmord – Schizo – Paranoia. Die Geburt Moosbruggers aus dem Geist von Psychiatrie und Forensik
Samstag, 6. Dezember 2008
9.00 Dorothee Birke (Freiburg)
Zwischen Typisierung und Individualisierung. Figurendarstellung bei Charles Dickens
10.00 Friederike Carl (Freiburg)
Ideenträger und Ideenzerstörer: Figuren in Fedor Dostoevskijs Besy (Die Dämonen)
11.15 Michael Butter (Freiburg)
Was Leser mit Figuren lernen: Henry James’ The Real Thing (1892) und Stephen Cranes An Experiment in Misery (1894)
12.15 Michael Scheffel (Wuppertal)
Figurationen der Leidenschaft: die erzählte Gesellschaft des Honoré de Balzac