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Lunch Lecture - Klaus Aktories (Pharmakologie)

Aktories

Arzneimitteltherapie im Alter: Polypharmazie und Arzneimittelsicherheit

Prof. Klaus Aktories
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Pharmacology and Toxology
Internal Senior Fellow

Arzneimitteltherapie im Alter: Polypharmazie und Arzneimittelsicherheit
Wann 14.07.2016
von 12:15 bis 13:00
Wo Universität Freiburg, KG I, Hörsaal 1015
Name
Kontakttelefon +49 (0)761 203-97398
Teilnehmer öffentlich / open to the public
Termin übernehmen vCal
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Die Multimorbidität im Alter führt nahezu zwangsläufig zu einer Zunahme der Verordnungen von Arzneimitteln. Die über 65Jährigen erhalten mehr als 55% der insgesamt verordneten Medikamente, wobei sie nur 22% der Bevölkerung ausmachen. Es kommt häufig zu einer Polypharmazie, die durch eine Einnahme von täglich 5 und mehr Medikamenten definiert ist. Der Anteil der über 65Jährigen, der täglich wenigstens 5 Arzneimittel einnimmt, liegt bei nahezu bei 40%. Ungefähr 30% der alten Menschen zwischen 75 und 85 Jahren erhalten mehr als 8 Medikamente.

Beim alten Menschen sind Wirkungsunterschiede der Arzneimittel (Pharmakodynamik) zu berücksichtigen. Er reagiert auf zentralwirksame Medikamente (z.B. Schmerzmittel oder Psychopharmaka) deutlich empfindlicher als jüngere Menschen. Aufnahme, Verteilung, Stoffwechsel und Ausscheidung von Arzneimitteln (sog. Pharmakokinetik) sind beim alten Menschen verändert, wobei die Abnahme der Nierenfunktion die größte Bedeutung hat. Der alte Patient reagiert empfindlicher auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAWs). Verlust der physiologischen Reserve, Anfälligkeit und Gebrechlichkeit (Frailty) im Alter können schwerwiegende UAWs, wie Verwirrtheit, Kollaps und Stürze, zur Folge haben. Ca. 10% der Krankenhausaufnahmen sollen bei alten Menschen auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückgehen.

Leider sind unsere Kenntnisse über Arzneimittelwirkungen im Alter erheblich eingeschränkt, da in klinischen Studien die Gruppe der >60Jährigen nicht gut vertreten ist oder ausdrücklich ausgeschlossen wird, um Probleme der Polypharmazie zu vermeiden. Die Polypharmazie führt zu Komplikationen durch Arzneimittel-Wechselwirkungen, die resultierenden UAWs werden als Krankheit verkannt und führen zu einer weiteren Medikamentenbehandlung. Durch Polypharmazie leidet andererseits die Zuverlässigkeit der Medikamenteneinnahme (Adhärenz) erheblich. Zur Erhöhung der Sicherheit der Therapie im Alter wurden in den letzten Jahren Listen entwickelt, die die Arzneimittelsicherheit erhöhen sollen. Hierzu gehören die Beers (USA)-, Priscus (Deutschland)-, FORTA (Deutschland)- und die EU(7)-PIM-Listen. Die Priscus-Liste gibt 83 Arzneimittel aus 15 Gruppen an, die beim alten Menschen vermieden werden sollten. Die FORTA-Liste evaluiert über 200 Medikamente nach ihrer Brauchbarkeit im Alter und gibt positive und negative Empfehlungen.

Im Vortrag werden die Probleme der Arzneitherapie im Alter und die Strategien zur Erhöhung der Arzneimittelsicherheit anhand von Beispielen diskutiert.