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Prof. Dr. Peter Utz

Neuere deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft / Übersetzungswissenschaft
Université de Lausanne
Feb. - Juni 2011

Vergangene FRIAS-Aufenthalte

  • Feb. - Juni 2011

 

CV

Geb. 1954 in Biel / Schweiz; Studium der Germanistik und Geschichte in Bern und München; seit 1987 ordentlicher Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Lausanne. 2004 /05 Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin. Mitglied verschiedener literarischer Jurys und Stiftungsräte; seit 2006 Präsident der Gruppe „Literatur und Gesellschaft“ in der Kulturstiftung „Pro Helvetia“. Lehrtätigkeit, Forschung und Publikationen zur deutschen Literatur vom 18. Jhd. bis zur Gegenwart. Schwerpunkte: Goethezeit, Jahrhundertwende, bes. Robert Walser, literarisches Feuilleton, Schweizer Literaturen, literarisches Übersetzen. Buchpublikationen: Die ausgehöhlte Gasse. Stationen der Wirkungsgeschichte von Schillers 'Wilhelm Tell', Königstein: Athenäum 1984; Das Auge und das Ohr im Text. Literarische Sinneswahrnehmung in der Goethzeit, München: Fink 1990; Wärmende Fremde. Robert Walser und seine Übersetzer im Gespräch. Bern / Frankfurt/Main: Lang 1994; Tanz auf den Rändern. Robert Walsers 'Jetztzeitstil', Frankfurt/Main: Suhrkamp 1998 (frz. Übers.: Robert Walser: Danser dans les marges. Genève: Zoé, 2001); Anders gesagt – autrement dit – in other words. Übersetzt gelesen: Hoffmann, Fontane, Kafka, Musil, München: Hanser 2007. Mitherausgeber der Reihe “Schweizer Texte. Neue Folge”, Bern / Stuttgart / Zürich 1993 ff. (bisher 32 Bde.). Zahlreiche Beiträge in Sammelbänden, Zeitschriften und Zeitungen.

 

Publikationen (Auswahl)

Books and Editions

  • -Die ausgehöhlte Gasse. Stationen der Wirkungsgeschichte von Schillers 'Wilhelm Tell'. Königstein: Athenäum, 1984.
  • Das Auge und das Ohr im Text. Literarische Sinneswahrnehmung in der Goethezeit. München: Fink 1990.
  • Tanz auf den Rändern. Robert Walsers 'Jetztzeitstil'. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1998.
    ( in franz. Übersetzung: Robert Walser : danser dans les marges. Trad. par Colette Kowalski. Genève : Zoé 2001).
  • Anders gesagt – autrement dit – in other words. Übersetzt gelesen: Hoffmann, Fontane, Kafka, Musil. München: Hanser 2007.
  • Schweizer Texte. Neue Folge. Hrsg. zusammen mit H. Thomke u. M. Stern, dann mit D. Müller. Bern / Stuttgart: Haupt, 1993ff. / ab 2005: Zürich: Chronos (bisher erschienen: 32 Bände).

Proceedings

  • Wärmende Fremde. Robert Walser und seine Übersetzer im Gespräch. Akten des Lausanner Kolloquiums vom Februar 1994. Bern / Frankfurt a. M.: Lang, 1994.
  • Robert Walsers ‚Ferne Nähe’. Neue Beiträge zur Forschung. Hrsg. v. Wolfram Groddeck, Reto Sorg, Peter Utz, Karl Wagner. München: Fink 2007. 2. Auflage 2008.

Selected Articles

  • Es werde Licht! – Die Blindheit als Schatten der Aufklärung bei Diderot und Hölderlin. In: H.J.Schings (Hrsg.): Der Ganze Mensch. Anthropologie und Literatur in der späten Aufklärung. DFG-Symposion 1992. Stuttgart 1994, S.371-389.
  • Unkenntlicher Kleist. Facetten des Fremden in den Übersetzungen von Robert Walsers 'Kleist in Thun'. In: U. Stadler (Hrsg.): Zwiesprache. Beiträge zur Theorie und Geschichte des Übersetzens. Stuttgart: Metzler 1996, S.129-142.
  • Gezügeltes Erzählen. Die beiden Fassungen von Gotthelfs "Der Mordiofuhrmann". Ein Kalenderblatt zu Gotthelfs zweihundertstem Geburtstag. In: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, 71.Jg. 1997, H.4, S. 589-606.
  • Aus dem Warten heraus. An die Bahnhöfe der Schweizer Literatur grenzt das Meer. In: H. L. Arnold (Hg.) : Literatur in der Schweiz. Sonderheft Text und Kritik. München 1998, S. 111-120.
  • ”Sichgehenlassen“ unter dem Strich. Beobachtungen am Freigehege des Feuilletons. In: Die lange Geschichte der kleinen Form. Beiträge zur Feuilletonforschung. Hrsg. v. K. Kauffmann u. E. Schütz. Berlin: Weidler 2000, S.142-162.
  • Das Fremde zwischen den Zeilen - das Fremde zwischen den Sprachen. Eine Interlinearlektüre der Übersetzungen von E.T.A.Hoffmanns »Sandmann«, in: Gerhard Neumann / Sigrid Weigel (Hrsg.): Lesbarkeit der Kultur. Literaturwissenschaften zwischen Kulturtechnik und Ethnographie. München: Fink 2000, S. 433-448.
  • Robert Walsers ”Jakob von Gunten“ – eine ”Null“-Stelle der deutschen Literatur. In: DVJS 3 / 2000, S. 488-512.
  • Transgressionen der ‘Traduction’: Robert Musils »Mann ohne Eigenschaften« und Philippe Jaccottets »L'Homme sans qualités«. In: Transgressionen. Literatur als Ethnographie. Hrsg. v. Rainer Warning u. Gerhard Neumann, Freiburg i. Br.: Rombach 2003, S. 151-172.
  • »Déjà vu«-Effekte beim feuilletonistischen Flanieren: Walter Benjamin, Franz Hessel, Robert Walser. In: Günther Oesterle (Hrsg.): Déjà-vu in Literatur und bildender Kunst. München: Fink 2003, S. 163-177.
  • Wenn in der Schweiz die Welt untergeht. Literatur aus der Schweiz und ihre Katastrophenszenarien. In : Reto Sorg / Corinna Caduff (Hrsg.): Nationale Literaturen – ein Phantom ? Die Imagination und Tradition des Schweizerischen als Problem. München : Fink 2004, S. 219-233.
  • In der Arena der Anklänge. Franz Kafkas »Auf der Galerie«. In: Elmar Locher / Isolde Schiffermüller (Hrsg.): Franz Kafka: ein Landarzt. Bozen: Edition Sturzflüge 2004, S. 41-57.
  • »Hier ist keine Heimat« – zur aktuellen Befremdlichkeit von Schillers »Tell«
    In: Jahrbuch der deutschen Schiller-Gesellschaft 2004, S. 409-413.
  • E. T. A. Hoffmanns Sandmann im ”matt geschliffnen Spiegel“ seiner französischen Übersetzungen. In: „Hoffmanneske Geschichte“. Zu einer Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft. Hrsg. v. Gerhard Neumann. Würzburg: Königshausen und Neumann 2005, S. 293-315.
  • Pieter Breughel / Gert Hofmann: »Der Blindensturz«. In: Konstanze Fliedl (Hrsg.): Kunst im Text. Frankfurt a. M. / Basel: Stroemfeld 2005, S. 221-232.
  • Gott filmt das Ende der Schöpfung. Literarische Recodierungen des Weltuntergangs am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. In: Die Szene der Gewalt. Bilder, Codes und Materialitäten. Hrsg. v. Daniel Tyrardellis und Burkhardt Wolf. Frankfurt a. M. / Berlin / Bern etc.: Lang 2007, S. 117-138. 
  • Robert Walser: Stück ohne Titel. In: Robert Walsers ‚Ferne Nähe’. Neue Beiträge zur Forschung. Hrsg. v. Wolfram Groddeck, Reto Sorg, Peter Utz, Karl Wagner. München: Fink 2007, S. 49-60.
  • Italianismen vom Kollegen Kartoffelstock. Robert Walser und die Novellentradition. In: Anna Fattori / Margit Gigerl (Hrsg.): Bildersprache, Klangfiguren. Spielformen der Intermedialität bei Robert Walser. München: Fink 2008, S. 33-48.
  • Fremde Gefühle in fremden Sprachen. Der „Mann ohne Eigenschaften“ im Lichte seiner englischen und französischen Übersetzungen. In: Robert Musil – Ironie, Satire, falsche Gefühle. Hrsg. v. Kevin Mulligan u. Armin Westerhoff. Paderborn: Mentis 2009, S. 173-186.
  • Der Kitt der Katastrophen. In: Schweiz schreiben. Zur Konstruktion und Dekonstruktion des Mythos Schweiz in der Gegenwartsliteratur. Hrsg. v. Jürgen Barkhoff u. Valerie Heffernan. Berlin: De Gruyter 2010, S. 65-76.

 

 

FRIAS-Projekt

 

Kultivierung der Katastrophe. Untergangsszenarien in der Literatur aus der Schweiz

Die „Katastrophe“ ist ein Begriff jener Kultur, die sie bedroht; der moderne Katastrophenbegriff markiert dialektisch die Grenzlinie von Natur und Kultur, an der er entsteht. Dies lässt sich exemplarisch an der kulturellen Kodierung der schweizerischen Topographie verfolgen: ins idyllische Bildrepertoire der Schweiz werden seit dem 18. Jhd. Bedrohungsszenarien eingelagert, die sich zu einer eigentlichen „Katastrophenkultur“ erweitern. Zu den Alpen blickt man nun von allen Seiten auf, weil sie nicht nur das Abzeichen der Identität, sondern auch eine kollektive Bedrohung und damit eine Herausforderung zu solidarischer Selbstbehauptung darstellen. Katastrophen wirken so mit bei der Konstruktion moderner, nationaler Identität.

Die Literatur aus der Schweiz trägt zwar mit vielfältigen Untergangsszenarien zu dieser spezifischen Kultivierung der Katastrophe bei. Sie entwickelt jedoch auch eigentliche Gegenszenarien, welche die integrative Wirkung der Katastrophe reflexiv in Frage stellen: Im Innern jenes Stillhalteabkommens, in das sich die Schweiz einmauert, spürt die Literatur eine „Große Unruhe“ auf. Sie hört die Misstöne im Einheitschor. Sie sieht Brandstifter umgehen im Hotel Schweiz. Sie spiegelt der Schweiz ihre vermeintliche Zuschauerrolle bei den Weltkatastrophen zurück. Und sie öffnet das Lokale, wenn es sich als „Heimat“ ideologisiert, zum Universellen, indem sie jene transgressive Energie freisetzt, mit der die Katastrophe alle politischen, topographischen, medialen und ästhetischen Grenzen sprengen will.