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HD Dr. Larissa Polubojarinova

Neuere dt. Literatur und Cultural Studies
Staatl. Universität Sankt Petersburg
Affiliated Alexander von Humboldt Research Fellow
Jan. 2009

Vergangene FRIAS-Aufenthalte

  • Jan. 2009
  • April 2008
  • Jan. 2009

 

Lebenslauf


1964 geboren
1981-1990 Germanistikstudium an den Universitäten Kemerovo und Leningrad
1990 Promotion an der Universität Leningrad zum Thema „Adalbert Stifters Spätwerk: einige Aspekte der Poetik"
1991-1995 Dozentin für Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie an der Universität Kemerovo
Oktober 1995 – April 1997 – Gastdozentin (verbunden mit einem DAAD-Stipendium) an der Universität Koblenz-Landau
Seit 1997 Dozentin für Neuere deutsche Literatur und Komparatistik an der Universität St. Petersburg
2002-2003 – Humboldtstipendiatin an der Universität Erlangen-Nürnberg
2007 Habilitation zum Thema „Leopold von Sacher-Masoch und das Realismusproblem“
seit 2007 Vorsitzende der Petersburger Goethe-Kommission

 

Publikationen


A. Aufsätze, Symposiumsbeiträge (Auswahl):

 

  • I.S.Turgenjew und Ferdinand von Saar In: Dostojewskij und russische Literatur in Österreich seit der Jahrhundertwende (Literatur, Theater) St. Petersburg: Petersburg XXI vek, 1994 (= Jahrbuch der Österreichbibliothek 1994, Bd.1), S.101-109.
  • I.S.Turgenjews "Väter und Söhne" in österreichischer Rezeption. In: Kunst und internationale Verständigung. / Hg. von H.Arlt. St.Ingbert: Röhrig, 1995. S.140-151. (0
  • Adalbert Stifters "Bunte Steine". Zum Problem der zyklischen Aufbauform // Jahrbuch des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich. Bd.2. Linz, 1995. S.8-16.
  • Die Armut: Misere oder Gröβe? ("Der arme Spielmann" von Franz Grillparzer und F.M.Dostojewskijs Roman "Arme Leute") In: Österreichische Literatur: Theorie, Geschichte und Rezeption. St. Petersburg: Peterburg XXI vek, 1997. (= Jahrbuch der Österreichbibliothek 1995/1996, Bd.2) S.132-142.
  • Überlegungen zu vier Kinderbüchern über die Leningrader Blockade In: Beiträge Jugendliteratur und Medien 50 (1998), 4, S.200-203.
  • Perzeption oder Apperzeption? "Die Weltweisen" Friedrich .Schillers in zwei russischen Übersetzungen In: Texte über Texte: interdisziplinäre Zugänge / Hg.von I.Pohl, J.Pohl. Frankfurt a.M., Berlin, Bern u.a: Lang, 1998. S.83-107.
  • ‘Bachtinologie’ in der westlichen (insbesondere deutschen) Literaturwissenschaft und in Postsowjetruβland In: Schönert, J. (Hrsg.): Literaturwissenschaft und Wissenschaftsforschung (DFG-Symposion 1998). Stuttgart: Metzler, 2000. S.357-382.
  • Russen-und Ruβlandbilder bei Ferdinand von Saar und Marie von Ebner-Eschenbach In: Holzner, J.; Simonek, S. (Hrsg.): Russland-Österreich. Literarische und kulturelle Wechselwirkungen. Bern u.a: Peter Lang, 2000, S. 85-95.
  • Hundegeschichten für Kinder und Erwachsene ("Krambambuli" Marie von Ebner-Eschenbachs, "Der weiβe Pudel" Alexander Kuprins, "Kaschtanka" Anton Tschechows) In: Barthel, H.; Beckmann, J. u.a. (Hrsg.): Aus „Wundertüte“ und „Zauberkasten“ Über die Kunst des Umgangs mit Kinder- und Jugendliteratur. Festschrift zum 65.Geburtstag von Heinz-Jürgen Kliewer. Bern u.a.: Peter Lang, 2000. S. 169-181.
  • „Episteln von keiner Prophetin“: Der Brief im Leben und Schaffen Marie von Ebner-Eschenbachs In: Arlt, H. (Hrsg.): Interkulturelle Erforschung der österreichischen Literatur. St.Ingbert: Röhrig Universitätsverlag, 2000. S. 183-191.
  • ‘Zeichen über Zeichen”: Das Wien der Jahrhundertwende bei Marie von Ebner-Eschenbach und Ferdinand von Saar In: Wien und St. Petersburg um die Jahrhundertwende(n): Kulturelle Interferenzen. St.Petersburg: Peterburg. XXI vek, 2001. (= Jahrbuch der Österreichbibliothek; Bd.4 1999/2000) S.108-117.
  • Österreichischer Realismus als ein Problem der Literaturgeschichte (Leopold von Sacher-Masoch, Marie von Ebner-Eschenbach. In: Wiesinger, W. (Hrsg.): Akten des X. Internationalen Germanistenkongresses Wien 2000. “Zeitenwende – Die Germanistik auf dem Weg vom 20. Ins 21.Jahrhundert” Bd.6. Bern u.a.: Lang, 2002. S.477-482.
  • Sacher-Masoch und die Slawen. In: Spörk I.; Strohmaier A. (Hrsg.) Leopold von Sacher-Masoch. Graz: Droschl, 2003. S.222-251.
  • Kafka und Sacher-Masoch (“In der Strafkolonie” und “Der Hungerkünstler”) In: Österreichische Literatur und Kultur: Tradition und Rezeption.  Sankt Petersburg: Peterburg. XXI vek, 2003. (= Jahrbuch der Österreichbibliothek; Bd.5 1991/2002) S.195-201.
  • Das Goethe-Bild in der russischen postmodernen Poesie und Prosa: Wenedikt Jerofeev, Dmitrij Prigow In: Begegnungen mit Goethe / Hg. von G.Fieguth. Landau: Knecht, 2003. S.31-40 (=Landauer Schriften zur Kommunikations- und Kulturwissenschaft. Bd.1)
  • Franz Kafka und Vladimir Sorokin. Zum Problem einer «kleinen» Literatur In: Texte. Spielräume interpretativer Näherung. Festschrift für Gerhard Fieguth. Landau: Knecht, 2005. S.429-448
  • Stoffe und Motive Iwan Turgenjews im Werk Ferdinand von Saars (unter besonderer Berücksichtigung von «Ginevra») // Ferdinand von Saar. Richtungen der Forschung. Gedenkschrift zum 100. Todestag / Hg. von M.Boeringer. Wien: Praesens Verlag, 2006. S. 51-67
  • Intertextualität und Dialogizität: Michail Bachtins Theorien zwischen Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft In: Bachtin im Dialog. Festschrift für Jürgen Lehmann. / Hg. von M.May und T.Rudtke.  Heidelberg: Universitätsverlag, 2006. S.55-65.
  • «Белый снежный мех» равнины: тургеневский «морской синдром» и степной дискурс Мазоха In: Wiener Slawistischer Almanach. 2006. Bd. 58. S.5-26
  • Wladimir Kaminer, ein Nomade – «Kleine Literatur» als ein großes Problem der Intertextualitätsforschung In: GERMANICA. 2006. Vol. 38. Voix étrangères en langue allemande. S. 87-102
  • Venus auf dem Weg zur Fotografie. Zur Spezifik der Bildlichkeit bei Leopold von Sacher-Masoch. In:  arcadia. 2007. Hf.2. S.227-232
  • Le sectarisme russe comme intertexte : «Un Roi Lear de la steppe» d'Ivan Tourguéniev, «La Mère de Dieu» de Leopold Sacher-Masoch et «La Colombe d'argent» d'Andréi Biély In: Affinités électives: Les littératures de langue russe et allemande (1880-1940). Colloque international à Paris, 18-20 novembre 2004 Paris: Presses de la Sorbonne Nouvelle (PSN), 2006. P.37-47
  • Sacher-Masoch versus Lessing: zum narrativen und performativen Bild im Text. In: Akten des XI. Kongresses der Internationalen Germanistenvereins. Paris 30. August – 10.September 2005. Band 7 (83): Bild, Rede, Schrift - Kleriker, Adel, Stadt und außerchristliche Kulturen in der Vormoderne - Wissenschaften und Literatur seit der Renaissance. Bern; Frankfurt a.M. u.a.: Lang, 2007
  • Adalbert Stifters «Nachkommenschaften» und der Diskurs der Photographie. In: Österreichische Literatur: Zentrum und Peripherie. Vorträge des Kolloquiums zum 200. Geburtstag von Adalbert Stifter (St.Petersburg, 21.-22. Oktober 2005). St. Petersburg: Verlag «Petersburg – XXI vek», 2007. (= Jahrbuch der Österreich-Bibliothek in St.Petersburg. 2005/2006. Bd.7) S.39-51
  • Der Naturdiskurs in den «Wahlverwandtschaften» // Goethe-Jahrbuch. 2007. Bd. 124. S.96-104.

B. Selbständige Publikationen:

 

  • Poetik der österreichischen Prosa des 19. Jahrhunderts.  Kemerovo: Universitätsverlag, 1995. 101 S. (Auf Russisch)
  • Leopold von Sacher-Masoch – ein österreichischer Autor der realistischen Epoche. St. Petersburg: Nauka, 2006. 464 S. (auf Russisch)

 

FRIAS-Projekt

 

Fotographische Ekphrasen Walter Benjamins

Angefangen mit dem Surrealismus-Essay (1929) bis hin zu seinem sogenannten 2. Pariser Brief und dem Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (1936/39) beschäftigt sich  Walter Benjamin aktiv mit der Fotografie als Kunstmedium Semiologisch gesehen verleiht Benjamin der fotografischen Bildlichkeit, die der persönlichen Verantwortung eines „Schöpfers“ entrückt wird, die Qualität eines „natürlichen“ Zeichens, eines „Mals“, welches, im Gegensatz zum „Zeichen“, nicht „aufgedrückt“ wird, sondern „hervortritt“ und hiermit „das mythische Wesen“ hat. Die Entdeckung der „indexalen“ – „malartigen“ – Natur der Fotografie, welche die Letztere sowohl im Industriell-Technischen, als auch im Mythischen verwurzelt, eröffnete mannigfaltige Perspektiven der theoretischen wie praktischen Handhabung des Mediums. Dessen bewusst kommt Benjamin in seinen Schriften der 1930-er Jahre immer wieder auf das Problem der  Fotografie zu sprechen, und jeder neue Anlauf liest sich wie ein Abtasten von wieder anderen Möglichkeiten der fotografischen Medialität. Der Schwerpunkt seiner Bemühungen liegt dabei in der Koppelung des Fotografischen an die Sprache. Benjamins sprachliche Bemächtigung des Fotografischen äußerte sich zuallererst im Aufbau – in Anlehnung an Bertold Brechts marxistische Kunstreflexion - von einer historisch-materialistischen Medienästhetik, in deren Zentrum die Verleihung den fotografischen Bildern – durch entsprechende Bildunterschriften – vom revolutionären, weltverändernden Sinn stand.  Im Unterschied zu dieser – von Susan Sontag später zu recht kritisierten  – Einstellung findet man in der „Passagenarbeit“, so auch in der aphoristischen Sammlung „Einbahnstrasse“ und in „Berliner Kindheit“, sprachliche Strategien, die von bewusst eingesetzter Heterogenität, Konzeptungebundenheit, Synthesenfreiheit gekennzeichnet  sind –  und hiermit stilistisch die Qualitäten des „Fotografischen“ zeitigen. („Das Fotografische“ ist ein von Rosalind Krauss eingeführter Begriff, den wir in Bezug auf Benjamins Prosa zu operationalisieren versuchen.) Selbst die thematischen Raster und Rubriken der „Aufzeichnungen und Materialien“ der „Passagenarbeit“: „P“ – „Die Strassen von Paris“, „L“ – „Traumhaus, Museum, Brunnenhalle“, „I“ – „Das Interieur, die Spur“, „F“- „Eisenbahnkonstruktionen“, „Z“ – „Die Puppe, der Automat“ - deuten Bereiche des großstädtischen Lebens an, aus denen die von Benjamin so geschätzten Fotografen Atget und Germaine Krull ihre Sujets geholt haben. Unter der Littera „Z“ – „Die Fotografie“ –  befindet sich u. a. ein dem Buch Edouard Fourniers Chroniques et legéndes des rues de Parisentnommener Ausdruck „photographier en vers“. Einige Stellen der „Passagenarbeit“ legen die Vermutung nahe, ihr Autor habe sich als ein „Fotograf in Prosa“ empfunden. Eben solche Passagen der Benjaminschen Schriften, gilt es, im Rahmen des Projekts zu untersuchen. Die gemeinten Textsequenzen sind – im Unterschied zu traditionellen „Ekphrasen“ als „Kunstobjektbeschreibungen“  – auf eine besondere Weise strukturiert. Der „sachliche“, visuell wahrnehmbare Bestand des Angesprochenen reduziert sich in ihnen normalerweise bis zu den wenigen Sätzen bzw. Wörtern. Der das eigentlich Fotografische einführende „Rahmen“ – der Anfang und das Ende der Passage – ist mit der dem „fotografischen“ Bild externen Reflexion  des Betrachters verbunden. Die Letztere koppelt das „fotografieähnliche Bild“ – z.B. die Sicht eines weit vom Stadtzentrum liegenden Pariser Plätze, die Beschreibung eines Schaufensters  –  an die erst durch die Sprache zu gewinnenden (dank dem Einsatz von ihren logischen und metaphorischen Mechanismen) geschichtlichen bzw. auf eine andere Weise zeitgeprägten Zusammenhänge. Die zweite oft vorkommende Vorgehensweise – die der Ausarbeitung der akustisch-semantischen Assoziation, mit deren Hilfe das visuell Erlebte in das Sprachlich-bildliche gerückt, in semantische Sphären überführt wird, welche der an sich „tautologischen“ Fotopoetik verwehrt bleiben. Das eigene Visuell-sprachliche durch das eigene Sprachlich-sprachliche zu überbieten bleibt hiermit in den fotografischen Ekphrasen Benjamins eine der führenden Strategien.