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Dr. Julia Obertreis

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Fellow
01.10.08-30.09.09

Freiburg Institute for Advanced Studies
School of History

Lebenslauf

Geboren 1969; 1988-1996 Studium der Geschichte und Slawistik an der Freien Universität Berlin mit Aufenthalt an der Universität St. Petersburg; 2001 Promotion in Osteuropäischer Geschichte an der Freien Universität Berlin; 2002 selbstständige Historikerin mit verschiedenen mündlichen Projekten; 2002-2004 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ruhr-Universität Bochum; seit 2004 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

 

Veröffentlichungen

MONOGRAPHIE

- Tränen des Sozialismus. Wohnen in Leningrad zwischen Alltag und Utopie 1917-1937, Köln/Weimar/Wien 2004 (Beiträge zur Geschichte Osteuropas, 37)

AUFSÄTZE (Auswahl)

- Wohnen im Leningrad der zwanziger Jahre aus kultur- und alltagsgeschichtlicher Sicht: Der Machtkampf zwischen Haupt- und Untermietern, in: Bianka Pietrow-Ennker (Hg.): Kultur in der Geschichte Russlands, Göttingen 2007, S. 247-264.

- gemeinsam mit Jens Ivo Engels: Infrastrukturen in der Moderne. Einführung in ein junges Forschungsfeld, in: Saeculum. Jahrbuch für Universalgeschichte 58 (2007) 1, S. 1-12.

- Infrastrukturen im Sozialismus. Das Beispiel der Bewässerungssysteme im sowjetischen Zentralasien, in: Ebd., S. 151-182.

- Der „Angriff auf die Wüste“ in Zentralasien. Zur Umweltgeschichte der Sowjetunion, in: Grünbuch. Politische Ökologie im Osten Europas = Osteuropa 58 (2008) 4-5, S. 37-56.

- gemeinsam mit Kerstin S. Jobst und Ricarda Vulpius: Neuere Imperiumsforschung in der Osteuropäischen Geschichte: die Habsburgermonarchie, das Russländische Reich und die Sowjetunion, in: Comparativ. Zeitschrift für Globalgeschichte und vergleichende Gesellschaftsforschung 18 (2008) 2, S. 27-56.

 

FRIAS Forschungsprojekt

"Imperiale Wüstenträume – Baumwollanbau und Bewässerung in Zentralasien, 1870er Jahre bis 1991"

Seit der Eroberung des südlichen Zentralasiens durch Truppen des Russischen Reiches in den 1860er bis 1880er Jahren war zarische Politik in „Turkestan“ durch eine Verquickung von wirtschaftlichen Interessen und zivilisatorischer Mission gekennzeichnet. Beamte, Ingenieure und Wissenschaftler träumten vor allem vom Anbau des für Russland wertvollen Rohstoffes Baumwolle und der dafür notwendigen Ausweitung der Bewässerungssysteme über die existierenden Oasen hinaus. Weiteres Anliegen war ihnen, die einheimische Bevölkerung nach ethnischen Merkmalen zu kategorisieren. Diese Politik der Moderne, die danach strebte, Ordnung und Übersichtlichkeit zu schaffen, blieb auch nach 1917 und der Machtübernahme durch die Bolschewiki in vielem unverändert bestehen. Kommunistische Politik beförderte nun langfristig das nation-building in den neu gegründeten Sowjetrepubliken Usbekistan und Turkmenistan. Seit dem Ende der 1930er Jahre, nach der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, wurde der Ausbau der Bewässerungsinfrastruktur vehement vorangetrieben. In den 1950er und frühen 1960er Jahren kam es zu einem Höhepunkt radikaler Umgestaltungspolitik mit Schlagworten wie „Chemisierung der Landwirtschaft“ und „Angriff auf die Wüste“. Deren ökologische (und später auch soziale) Folgen wie die Verlandung des Aralsees führten seit den 1960er Jahren zu wachsender Kritik am Moderneprojekt von Seiten verschiedener in Zentralasien tätiger Wissenschaftler (Agronomen, Hydrologen, Biologen u.a.), von denen inzwischen ein großer Teil Einheimische waren. Im Mittelpunkt der Studie steht der Anteil von Experten und offizieller Politik an Entwurf und Kritik der technischen Moderne. Versucht wird letztlich, das Moderneprojekt an der Peripherie des Russischen Reiches bzw. der Sowjetunion über die Zäsur von 1917 hinweg zu charakterisieren und einzuordnen.