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Emmy Noether-Nachwuchsgruppe für YAS-Mitglied Benjamin Schütze

Benjamin Schütze leitet ab Herbst 2022 die Nachwuchsgruppe zum Thema „Erneuerbare Energien, erneuerte Autoritarismen? Die Politische Ökonomie von Solarenergie in der MENA-Region“

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat einen Antrag von Dr. Benjamin Schütze zur Einrichtung einer Nachwuchsgruppe im Emmy Noether-Programm bewilligt. Benjamin Schütze wird die Gruppe zum Thema „Erneuerbare Energien, erneuerte Autoritarismen? Die Politische Ökonomie von Solarenergie in der MENA-Region“ im Herbst am Arnold-Bergstraesser-Institut (ABI) einrichten. Das Projekt mit einer Gesamtfördersumme von ca. 1,5 Mio. € läuft über insgesamt sechs Jahre, und umfasst neben Benjamin Schütze als Nachwuchsgruppenleiter auch drei Doktorand*innenstellen, einen Mercator Fellow und Sachmittel für Workshops, Aufenthalte von Gastwissenschaftler*innen, Feldforschungsaufenthalte, etc.

Das Projekt analysiert die Beziehung zwischen Solarenergie und autoritären Praktiken im Mittleren Osten und Nordafrika (MENA) (Marokko, Tunesien, Jordanien). Länder der MENA-Region verfolgen ehrgeizige Ziele für eine Energiewende. Obwohl der eingeleitete Übergang einen bedeutsamen Wendepunkt markiert, fokussieren sich Analysen der politischen Ökonomie der Region zumeist auf fossile Energieträger und staatszentrische Ansätze. Autoritarismus in der Region wird häufig in Verbindung mit hohen Öleinnahmen verstanden, und damit wie Nationalstaaten diese zur Verfestigung autoritärer Herrschaft einsetzen. Mittels eines (trans-)regionalen Ansatzes überwindet das Projekt den methodologischen Nationalismus früherer Studien und untersucht wie Akteure diesseits und jenseits des Nationalstaats Solarenergiediskurse und materielle Realitäten mit demokratischer und/oder autoritärer Bedeutung versehen.

Das Hauptaugenmerk des Projekts liegt darauf wie Politik den Ausbau von Solarenergie beeinflusst, und wie etablierte autoritäre Praktiken hierdurch neugeformt werden. Während der dezentrale Charakter von Solarenergie eine Möglichkeit für demokratischere, inklusivere und unabhängigere (Energie-)Politik bietet, versuchen transregional vernetzte autoritäre Eliten, diesen in konzentrierte Machtformen umzuwandeln. Bestehende Abhängigkeiten und autoritäre Praktiken können so repliziert werden. Das Projekt untersucht unter welchen Bedingungen der Ausbau von Solarenergie eine Erneuerung autoritärer Praktiken hinter einer Fassade von Nachhaltigkeit ermöglicht, oder deren Anfechtung und Zerfall. Die politischen und ökonomischen Auswirkungen von Solarenergie werden verstanden als durch technische Entscheidungen, Infrastrukturen, Finanzierungsformen und Formen der Wissensproduktion vermittelt.

Das Projekt vergleicht und verbindet Beispiele von konzentrierter und dezentraler Solarenergiepolitik. Mit einem Fokus auf Lieferketten und Produktionsnetzwerke in und zwischen Marokko, Tunesien und Jordanien werden transnationale Verbindungen und neue Formen (trans-)regionalen Handelns untersucht, sowie deren Rolle bei der Erneuerung oder Anfechtung autoritärer Macht. Die Konstruktion neuer Energiekontexte ermöglicht ein besseres Verständnis davon wie Solarenergiepolitik an einem Ort durch diskursive Rahmungen und materielle Erscheinungsformen anderswo koproduziert wird.

Das Projekt verfolgt drei zentrale analytische Ziele: 1) die soziopolitischen Auswirkungen der Technopolitik der Energiewende, 2) den transnationalen Charakter von Solarenergiepolitik und verbundenen autoritären Praktiken, und 3) die Vielfalt involvierter Akteure diesseits und jenseits des Nationalstaats. Die Aktualität des Projekts gründet auf den aktuellen Veränderungen in der Region, welche es zu analysieren gilt bevor sie sich verfestigen. Das Projekt leistet einen signifikanten Beitrag zur Forschung zu Autoritarismus, Energiepolitik und Transregionalismus, und ist auch relevant für politische Entscheidungsträger.

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