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Einzigartige Kooperation zwischen den Universitäten Oxford und Freiburg

Henrike Lähnemann tritt Professur für Germanistische Mediävistik an der Universität Oxford mit regelmäßiger Präsenz in Freiburg an
Einzigartige Kooperation zwischen den Universitäten Oxford und Freiburg

Bodleian Library,MS.Don.e.248, fol. 20v

Mit einer öffentlichen Vorlesung zu Handschriften aus norddeutschen Frauenklöstern wird Henrike Lähnemann am 21. Januar 2016 offiziell in ihre Professur in Germanistischer Mediävistik an der Universität Oxford eingeführt. Der Lehrstuhl besteht dank einer Kooperation zwischen der Universität Oxford, der Universität Freiburg und namhaften deutschen Stiftungen. In jedem Jahr wird Lähnemann zwei Monate in Freiburg als Fellow am FRIAS verbringen und die enge Kooperation zwischen der Germanistischen Mediävistik in Freiburg und Oxford stärken. Henrike Lähnemann ist nach 150 Jahren die erste Frau auf einem Lehrstuhl für Neuphilologie in Oxford.

Das Foto der Handschrift zeigt Psalm 1 mit König David und Bernhard von Clairvaux.

 

Laehnemann_OxfordDie Professur ist ein Beispiel für neuartige Kooperationsformen in den Geisteswissenschaften und zugleich ein Signal zur Stärkung der Germanistik in Großbritannien. „Das Modell hat Vorbilder bereits im Mittelalter, als Gelehrte international zwischen den Universitäten wechselten und damit die akademische Kultur belebten“, so Lähnemann. In ihrer Zeit in Freiburg wird sie, neben der eigenen Forschungsarbeit am FRIAS, Vorträge und Workshops innerhalb der Universität halten und den Austausch mit Fachkollegen/innen aus Germanistik und Mediävistik pflegen. Sie freue sich besonders darauf, aufbauend auf den Oxforder Erfahrungen mit Kompetenztrainings für Graduierte und Nachwuchsforscherinnen und -forscher die Internationalisierung der Germanistischen Mediävistik in Freiburg zu stärken. Als Vorsitzende der „Women in German Studies“ (WIGS) setzt sie sich zudem für die Stärkung von Frauen in der Germanistik und die Sichtbarkeit der Neuphilologie in Großbritannien ein.

Wie zeitgemäß die Mediävistik sein kann bewies Henrike Lähnemann bereits im Sommer 2015, als sie zum ersten Mal zwei Monate am FRIAS verbrachte. In einem Workshop für Studierende und Promovierende gab sie direkte Hilfestellungen beispielsweise beim Verfassen von Abstracts auf Englisch oder den Möglichkeiten von Twitter und anderen sozialen Netzwerken für die Sichtbarmachung der Forschung. Mit viel Engagement nutzt sie auch selber die Möglichkeiten des Internet, um ihre Forschungen in Blogs und Netzwerken zugänglich und verständlich zu machen.

 

Der Lehrstuhl für mittelalterliche deutsche Literatur an der Universität Oxford ist der einzige Lehrstuhl außerhalb des deutschsprachigen Raumes, der sich ganz dem deutschen Mittelalter widmet. Angesiedelt am College St. Edmund Hall, wurde der Lehrstuhl 1972 erstmals für Prof. Peter Ganz geschaffen, der sich in seiner Amtszeit bereits stark für eine enge Vernetzung der Germanistischen Mediävistik in Deutschland und Großbritannien einsetzte. 1992 folgte der Mediävist Nigel F. Palmer, der u.a. zusammen mit dem Rektor der Universität Freiburg, Prof. Schiewer, das Projekt „Kulturtopographie des deutschen Südwestens“ ins Leben rief und damit bereits den Grundstein für die enge Kooperation der Mediävistik an den Universitäten Freiburg und Oxford legte. Nach Palmers Emeritierung war die Zukunft des Lehrstuhls zunächst ungewiss. Durch die Initiative verschiedener Fakultäten an der Universität Oxford, der Volkswagen Stiftung, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und der Freiburger Neuen Universitätsstiftung gelang es, die Finanzierung des Lehrstuhls zu sichern und eine einmalige Kooperation zwischen den Universitäten Oxford und Freiburg in Person von Henrike Lähnemann zu ermöglichen.

 

In ihrer Forschung konzentriert sich Lähnemann auf die geistliche Literatur des niederdeutschen Raums, insbesondere die Handschriftenüberlieferung aus dem Zisterzienserinnenkloster Medingen im 15. Jahrhundert. In ihrer Antrittsvorlesung wird sie ausgehend von der Ausstattung und den Gebrauchsspuren der Medinger Andachtsbücher diskutieren, warum die Nonnen in dem beginnenden Druckzeitalter verstärkt den materiellen Aspekt ihrer Handschriften mit kostbarer Verzierung und persönlichen Zusätzen in den Vordergrund stellten. Eine der ersten Amtshandlungen Lähnemanns als Professorin in Oxford war der Erwerb eines Psalters des Medinger Klosters für die Bodleian Library in Oxford, der bei der offiziellen Inauguration in der Prozession neben der Äbtissin von Medingen getragen werden wird. Lähnemann fasziniert vor allem die selbstbewusste Haltung der Nonnen, die mit ihren Schriften ein eigenes theologisches Profil erkennen ließen. So übersetzten die Medinger Nonnen ihre Andachten vom Lateinischen ins Niederdeutsche und machten somit ihre religiösen Botschaften auch für Laien zugänglich.

Im Juli und August 2016 wird Henrike Lähnemann für ihren nächsten Aufenthalt nach Freiburg kommen.

Gemeinsame Presseerklärung der Universität Freiburg, FRIAS, des DAAD und der VolkswagenStiftung

Weitere Informationen zu Henrike Lähnemann auf den Seiten des FRIAS und der Universität Oxford:

http://www.frias.uni-freiburg.de/de/personen/fellows/aktuelle-fellows/laehnemann

http://www.mod-langs.ox.ac.uk/laehnemann

Fotos: St. Edmund Hall

01/2016