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Dorthin vordringen, wo noch kein Wissenschaftler gewesen ist

Die zwei neu ausgewählten FRIAS Forschungsschwerpunkte 2017/18 beschäftigen sich mit unterschiedlichen Formen von Räumen

Zwei gänzlich unterschiedliche, noch wenig erforschte Themengebiete werden im Akademischen Jahr 2017/18 von FRIAS Forschungsschwerpunkten untersucht. Während eine Gruppe konkrete menschliche Interaktionen und Bewegungen analysiert, beschäftigt sich ein weiterer Schwerpunkt mit abstrakten Fragen geometrischer Räume.

FRIAS Forschungsschwerpunkte setzen für jeweils ein Jahr thematische Schwerpunkte in der Arbeit des Instituts, und machen dadurch diese zugleich an der Universität Freiburg beforschten Themen international sichtbar. Drei bis vier Gruppenleiterinnen und -leiter aus der Universität Freiburg arbeiten zusammen in Gruppen von bis zu 8 Forscherinnen und Forschern, die i.d.R. an Universitäten und Forschungsinstituten im Ausland arbeiten. Die Fellows verfolgen ihre eigenen Forschungsprojekte, die innerhalb der thematischen Schwerpunkte angesiedelt sind. Durch regelmäßige Kolloquien sowie gemeinsame wissenschaftliche Veranstaltungen und Forschungsaktivitäten wird der intensive Austausch innerhalb dieser Gruppe von Fellows gefördert. „Die beiden Schwerpunkte beleuchten Themen, die sonst nicht unbedingt im öffentlichen Bewusstsein präsent sind und sowohl über einen hohen Innovationsgrad als auch ein hohes Potenzial für die Vernetzung mit Topforschern im In- und Ausland verfügen“, erläutert FRIAS Direktor Bernd Kortmann. „Gerade deshalb freuen wir uns auf die Arbeit der beiden wissenschaftlich exzellenten Gruppen im Akademischen Jahr 2017/18, die auch ihren Weg in Vortragsreihen und Sonderveranstaltungen für die universitäre wie städtische Öffentlichkeit finden wird“.

 

Der Forschungsschwerpunkt „Synchronization in Embodied Interaction“ stellt eine zentrale Hypothese in den Vordergrund, die in den einschlägigen Disziplinen bisher noch nicht eingehend untersucht wurde: Interpersonelle Kommunikation, sowohl in körperlicher Präsenz als auch in medialer Vermittlung, entwickelt sich mittels verschiedener multimodaler Ressourcen, die wiederum durch die komplexe Interaktion zwischen sprachlichen (bspw. Worte und Melodie) und körperlichen (bspw. Blicke und Gesten) Ausdrucksformen gekennzeichnet sind.

Eine wesentliche Prämisse des Forschungsschwerpuntkes ist die Annahme, dass Synchronisationsdynamiken für eine gelungene Kommunikation unabdingbar sind. Dabei verknüpfen die Interaktionsteilnehmer die Aktivierung von körper-energetischen Dispositionen, also Bewegungen, Blicke oder Gesten, mit den referentiellen semantischen Aspekten des gegenseitigen Verstehens, also Sprache.

Synchronisation kann als „dynamische und reziproke Angleichung von Ausdrucksformen zwischen Interaktanten“ definiert werden. Sie ist für die Schaffung von Resonanz sowie dem, was als „Resonanz-Räume“ zwischen den Menschen, die an einem bestimmten kommunikativen Ereignis beteiligt sind, bezeichnet werden kann, von zentraler Bedeutung.

 

Stefan Pfänder, Hermann Herlinghaus, Carl Scheidt und Claas Lahmann werden Synchronisation anhand unterschiedlicher Genres von alltäglicher und vermittelter Interaktion sowie in verschiedenen Szenarien psychotherapeutischer Intervention untersuchen. Zugleich schaffen sie damit genuine Verknüpfungen zwischen den Disziplinen Linguistik (Pfänder), Kulturanthropologie (Herlinghaus), Psychotherapie (Scheidt) und Körperpsychotherapie (Lahmann). Sie werden zudem Fachkollegen aus anderen Bereichen an das FRIAS einladen, um das neu entstehende Forschernetzwerk zu erweitern und Fragen zu beantworten wie beispielsweise: Wie wird eine gemeinsame Grundlage ausgehandelt und im Gespräch zum Ausdruck gebracht? Wie interagieren verbale und körperliche Ressourcen in gemeinsamen Äußerungen? Können kulturelle Unterschiede bei der Verwendung von verschiedenen Ausdrucksformen im Rahmen der Synchronisation beobachtet werden? Wie werden Synchronisationsstrukturen mittels medienbasierter Technologie konstruiert und wie können sie cross-medial erlernt werden?

 

Der Forschungsschwerpunkt „Cohomology in Algebraic Geometry and Representation Theory“ um die Professoren Annette Huber-Klawitter (Zahlentheorie), Stefan Kebekus (Algebraische Geometrie) und Wolfgang Soergel (Darstellungstheorie) bearbeitet ein Thema aus der Reinen Mathematik. Verbindendes Element ihrer Arbeit in unterschiedlichen Teildispzilinen ist Kohomologie: ein Konzept, welches ursprünglich dazu diente, geometrische Räume mit Hilfe linearer, algebraischer Strukturen zu untersuchen. Eine besondere Herausforderung in der Mathematik besteht nämlich darin, zu erklären, wann zwei Dinge (zum Beispiel zwei geometrische Objekte) „unterschiedlich“ sind. Eine Möglichkeit, diese Unterschiede aufzuzeigen, besteht darin, im wörtlichen Sinne Löcher zu zählen. Während ein Kreis ein Loch hat, hat die Acht zwei. Auch Kugel und Wurfring unterscheiden sich in der Anzahl der Löcher. Kohomologie leistet eine systematische Definition des anschaulichen Begriffs und stellt Methoden zur Analyse und Berechnung bereit. Somit können Fragen beantwortet werden wie „Was passiert, wenn zwei Räume ‚aneinandergeklebt‘ werden?“, „Wann entstehen dabei neue Löcher?“ oder „Wie viele Löcher hat ein komplexer Raum“? Dies ist gerade dann interessant, wenn es um die Untersuchung von hoch-dimensionalen Räumen geht, welche die Vorstellungskraft schnell übersteigen. 

Ziel des Forschungsschwerpunktes ist es, Kohomologie als gemeinsame Basis zwischen „Algebraischer Geometrie“, „Darstellungstheorie“ und „Zahlentheorie“ zu nutzen und gemeinsam mit den Gästen des Schwerpunktes Ideen zwischen den mathematischen Disziplinen auszutauschen. Dabei wird die Gruppe eng mit dem Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach und dem DFG-geförderten Graduiertenkolleg 1821 zusammenarbeiten.

In jedem Jahr werden bis zu zwei Schwerpunkte durch das FRIAS gefördert. Aufgrund der sehr guten Bewerberlage und der hohen Qualität der Anträge konnten für das Akademische Jahr 2017/18 zwei Schwerpunkte ausgewählt werden, die entweder eine besonders vielversprechende disziplinübergreifende Forschungskollaboration begründen oder bereits besonders starke Forschungsbereiche an der Universität Freiburg darstellen. Zugleich verbinden sie mit ihren Fragestellungen verschiedene Fachdisziplinen auf sinnvolle Weise miteinander.

Weitere Informationen zum aktuellen Schwerpunkt 2016/17 und den früheren Forschungsschwerpunkten seit Einführung dieses Förderformats im Jahr 2014 finden Sie hier.