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Vortrag - Wolfgang Fuhrmann (Universität Leipzig)

Vielfalt statt Einheit, Autonomie durch Funktionalität: Überlegungen zum »Werk«-Status von Ordinariumsvertonungen im 15. und 16. Jahrhundert
Wann 08.05.2018
von 18:00 bis 20:00
Wo Musikwissenschaftliches Seminar, KG I, HS 1119
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Teilnehmer Universitätsoffen / Open to university members
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Vielfalt statt Einheit, Autonomie durch Funktionalität: Überlegungen zum »Werk«-Status von Ordinariumsvertonungen im 15. und 16. Jahrhundert

 

Seit es eine musikalische Renaissanceforschung gibt, wurde sie von den Vertonungen des Messordinariums im 15. und 16. Jahrhundert fasziniert, in denen Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Benedictus sowie Agnus durch den Bezug auf gemeinsames musikalisches Material verbunden sind. Die Verfahren, mit denen die Komponisten der Zeit diese »zyklische Einheit« herstellen, sind oft hochkomplex und ausgesprochen phantasievoll. Kein Wunder also, dass die sogenannte zyklische Messe als »die Geburt des musikalischen Kunstwerks« oder auch »des Meisterwerks« bezeichnet, gepriesen, gefeiert wurde.

Die Faszination, die diese Werke auf die Musikforschung ausübten, hat ganz wesentlich mit der Idee von ästhetischer, musikalischer Autonomie zu tun, und mit jener Instanz, in der sich solche Autonomie nach allgemeinem Dafürhalten niederschlägt, nämlich dem musikalischen Kunstwerk. Der Vortrag versucht, die Einsichten, die eine solche autonomieästhetische Perspektive gewährt, aber auch die dadurch bedingten Verzerrungen zu analysieren. Dabei soll der mit scheinbarer Selbstverständlichkeit verwendete Begriff der musikalischen Autonomie differenziert werden: Nicht weniger als drei verschiedene Ebenen von „Autonomie“ sind zu unterscheiden. Ein historischer Gegenstand wird so zum Thema musikphilosophischer Reflexion, und umgekehrt wird auch zu zeigen sein, wie historische Zugänge unser modernes Verständnis davon, was ein Kunstwerk sei, informieren können.

 

Der Vortrag wird organisiert von Junior Fellow Dr. Anne Holzmüller in Kooperation mit dem Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Freiburg.