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Forschungskollegs als entscheidende Impulsgeber

Bilanz der Tagung zur Rolle von Forschungskollegs im deutschen Wissenschaftssystem

Fotografische Eindrücke der Tagung finden Sie hier (Fotograf: David Ausserhofer).

Forschungskollegs oder Institutes of Advanced Studies (IAS) haben sich als entscheidende Impulsgeber in der deutschen Forschungslandschaft etabliert – dies war das Ergebnis der wissenschaftspolitischen Tagung am 2. Mai 2016 in Berlin, die sich zum ersten Mal überhaupt umfassend mit der Arbeit dieser Institute befasste. Über 150 Vertreter von Forschungskollegs, Wissenschaftsorganisationen, Universitäten, den Ministerien und der Politik trafen sich, um über die Rolle der Forschungskollegs in Deutschland zu diskutieren.

Forschungskollegs unterstützen mit Fellowships (mehrmonatige Forschungs-Aufenthalte) herausragende junge wie auch etablierte Wissenschaftler/innen, fördern die interdisziplinäre Zusammenarbeit und internationale Kooperationen. Die Institute unterscheiden sich dabei in den Schwerpunktsetzungen, z.B. in der Entscheidung für Einzelförderung oder Gruppenforschung, Geisteswissenschaften oder Naturwissenschaften, oder der verstärkten Förderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Erfahrungsstufen. Die ersten IAS waren – nach dem Modell des Princeton IAS – fast alle unabhängige Forschungseinrichtungen. Inzwischen ist jedoch die Mehrzahl der Kollegs mit einer Universität verbunden, was unterschiedliche Zielsetzungen, Finanzierungsmöglichkeiten und Gestaltungsspielräume mit sich bringt. 

Forschungskollegs 35Nach einer regelrechten Gründungswelle neuer Forschungskollegs im Zeitraum 2006-2009 bestand Einigkeit, dass es nun, nach zehn Jahren, an der Zeit ist, gemeinsam Bilanz zu ziehen und Forschungskollegs in der deutschen Wissenschafts-Landschaft zu verorten.

In fünf Panels diskutierten namhafte Vertreter wissenschaftspolitischer Einrichtungen, unter ihnen Enno Aufderheide (Generalsekretär der Alexander von Humboldt-Stiftung), Wilhelm Krull (Generalsekretär der VolkswagenStiftung), Peter Strohschneider (Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft) und viele andere in den Räumen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) über Entstehungskontexte, Herausforderungen und Möglichkeiten bestehender Institute. Wichtige Themen waren die Entwicklung der Konzepte hinter den Forschungskollegs von der Gründung des ersten Institute for Advanced Study in Princeton im Jahr 1930 bis heute, die besonderen Beiträge zu Internationalisierung und interdisziplinärer Forschung sowie die spezifischen Potenziale und Herausforderungen von Instituten, die mit Universitäten verbunden sind.

„In Deutschland hat sich ein Angebot für Fellowships entwickelt, das hervorragende Wissenschaftler weltweit anzieht und viel zum internationalen Renommee der deutschen Forschung beiträgt“, sagt FRIAS-Direktor Prof. Dr. Bernd Kortmann. „Die Kollegs verdienen dafür die Unterstützung von Politik und Wissenschaftsorganisationen.“

Forschungskollegs 14In den Diskussionen wurde deutlich, dass die Abhängigkeit von Drittmittelprojekten, hohe Spezialisierung und Arbeitsteiligkeit der heutigen Forschung solche Orte der Konzentration und des wissenschaftlichen Gesprächs zwischen den Disziplinen besonders notwendig machen. Eine zeitlich befristete Entlastung von äußeren Zwängen könne zu substanziellen Erkenntnissen führen. Zahlreiche Evaluierungen einzelner Forschungskollegs hätten immer wieder das Potenzial dieser Einrichtungen belegt.

Prof. Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgesellschaft, erklärte: „„In einer Zeit, in der Forschung vielfältigen äußeren Zwängen unterliegt, bilden Forschungskollegs eine notwendige und strukturell sinnvolle Alternative, indem sie ganz auf die forschende Person und deren intellektuelle Freiheit setzen.“

Deutlich wurden aber auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Einrichtungen, die zusammengenommen ein Experimentierfeld für neue Formen der Forschungsförderung darstellen. Ein systematischer Vergleich der Profile der verschiedenen Einrichtungen fehlt allerdings und könnte Gegenstand weiterer Treffen der Einrichtungen sein.

„Das FRIAS und der Stifterverband haben mit der Tagung eine wichtige Debatte angestoßen, die fortgesetzt werden muss“, sagt Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Albert-Ludwigs-Universität. „Mit ihr konnten wir die in Freiburg gesammelten Erfahrungen gewinnbringend für die Wissenschaft in Deutschland nutzbar machen.“ 

Im Anschluss der Tagung fand ein Arbeitstreffen der Institutsleiter deutscher Forschungskollegs statt, bei dem eine verstärkte Zusammenarbeit und ein weiteres Treffen in absehbarer Zeit beschlossen wurden. Dr. Carsten Dose, Geschäftsführer des FRIAS, sagt: „Schon länger hatten wir uns am FRIAS mit der Idee getragen, den Beitrag der Forschungskollegs zur deutschen Wissenschaft sichtbarer zu machen. Es ist ein Zeichen der Stärke, dass die Institute heute ihre Arbeit öffentlich zur Diskussion gestellt haben. Die positiven Rückmeldungen von Seiten der Wissenschaftsorganisationen sind sehr ermutigend."

05/2016