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Freiburger Biowissenschaftler erhält Alzheimer Forschungspreis

Ralf Baumeister, Professor für Bioinformatik und Molekulargenetik und Direktor des Zentrums für Biosystemanalyse an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wurde für seine herausragenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Nervensystemerkrankungen mit dem Alzheimer Forschungspreis 2008 der privaten Hans-und-Ilse-Breuer Stiftung ausgezeichnet.

Der mit 100.000 Euro höchstdotierte Alzheimer-Forschungspreis in Deutschland würdigt die grundlegenden Arbeiten von Ralf Baumeister, der seit mehr als zehn Jahren im Fadenwurm C. elegans die molekularen Ursachen der Alzheimer und Parkinson Krankheit untersucht.

Die Alzheimer und Parkinson Erkrankungen sind die häufigsten degenerativen Erkrankungen des Nervensystems. Weltweit erkranken über 30 Millionen Menschen an diesen Formen der Demenz, davon 30% der über 80-jährigen. Zahlreiche Gene wurden in den letzten Jahren entdeckt, deren Fehler zu erblichen Formen der Krankheiten führen und als Schlüssel für das Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen gelten. Bei beiden Erkrankungen entstehen im Laufe des Lebens der Patienten Eiweißablagerungen in bestimmten Gehirnbereichen, die die Funktion der Nervenzellen zunehmend beeinträchtigen. Bei Alzheimer sind hiervon besonders Gehirnbereiche betroffen, die für die Speicherung von Gedächtnisinhalten und Lernprozessen verantwortlich sind, bei Parkinson kommt es zum Tod von Zellen, die den Botenstoff Dopamin enthalten. Die genauen Gründe für diesen Zelltod sind bis heute nur unvollständig verstanden.

Das Team von Professor Baumeister verwendet den einfachen Fadenwurm C. elegans, um die Entstehungsursachen dieser Erkrankungen zu verstehen. C. elegans besitzt nur 302 Nervenzellen, aber deren Entwicklung und vollständige Vernetzung ist bis ins Detail bekannt, so dass die Fehlfunktionen von Krankheitsgenen genau studiert werden können.  Mehr als 60% aller menschlichen Krankheitsgene sind im Wurm konserviert. So konnte die Gruppe um Baumeister zum Beispiel bereits vor mehreren Jahren zeigen, dass die Preseniline, molekulare Scheren, die im Genom von Wurm und Mensch angelegt sind und im häufig bei erblichen Fällen von Alzheimer defekt sind, in beiden Organismen gleiche Funktionen haben. Dies ermöglicht neben dem detaillierten Studium ihrer Funktion auch die Verwendung von C. elegans als Grundlage für die Suche nach chemischen Wirkstoffen gegen die Krankheit.

„Das Wissen, das die weltweite Forschung inzwischen anhand von Experimenten mit C. elegans zum Verständnis menschlicher Krankheiten angesammelt hat, ist schlichtweg umwerfend“, schwärmt Baumeister über seinen Laborliebling. „Kein Wunder, dass in diesem Jahr mit Marty Chalfie bereits der dritte Nobelpreisträger nach 2002 und 2006 aus dem C. elegans Feld kommt. Mit dem nur 1 mm großen Wurm können wir komplizierte genetische Sachverhalte einfach besser verstehen lernen, ohne wegen der Experimente gleich ethische Bedenken zu bekommen“, so Baumeister über den Winzling, der millionenfach in jeder Handvoll Blumenerde vorkommt.

Baumeister hat mit seinem interdisziplinären Team an der Universität Freiburg in den letzten Jahren eine Forschungsplattform aufgebaut, die systematisch regulatorische Netzwerke von Proteinen bei der Entstehung menschlicher Krankheiten erforscht. Zuletzt entdeckte seine Gruppe anhand von C. elegans Experimenten wichtige Schlüsselgene bei der Steuerung von Alterungsvorgängen und fand einen Faktor, der die Entstehung von Muskelschwund im Wurm verhindern kann. Für seine Arbeiten wurde er in der Vergangenheit bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Philip-Morris-Forschungspreis für die Entwicklung von automatischen Testverfahren mit C. elegans. Er ist Direktor des Freiburger Zentrums für Biosystemanalyse und von FRIAS LIFENET, zwei Flaggschiffen der biowissenschaftlichen Exzellenzforschung an der Universität Freiburg.


Weitere Informationen zum Beitrag:
Prof. Dr. Ralf Baumeister
Zentrum für Biosystemanalyse ZBSA
FRIAS LIFENET – Freiburg Institute for Advanced Studies, School of Life Sciences
Bioinformatik und Molekulargenetik (Fakultät für Biologie) und
ZBMZ – Zentrum für Biochemie und Molekulare Zellforschung (Fakultät für Medizin)
Schänzlestr. 1
D-79104 Freiburg im Brsg.
Fon: +49-761-203 8350
Fax: +49-761-203 8352
Email: baumeister@celegans.de
Internet: www.celegans.de; www.zbsa.de, www.frias.uni-freiburg.de