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Workshop - Literarische Inszenierungen von Landnahmen und ihren Folgen

Wann 04.07.2019 um 00:00 bis
05.07.2019 um 00:00
Wo FRIAS, Albertstr. 19, Seminarraum 2. OG
Name
Kontakttelefon +49 (0)761 203-97362
Teilnehmer universitätsöffentlich / open to University members
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Als die ikonisch tradierte Landnahme schlechthin kann wohl die Anlandung Kolumbus‘ in der Neuen Welt gelten. In Bildtraditionen und in ihrer textlichen Wiedererzählung wird die Geschichte eines scheinbar reziproken Austauschs von Gaben erzählt. Wie auch immer man versuchen mag, unter allen legendären Überwucherungen zu einer ‚realen‘ Gestalt Colóns zu gelangen, kolonialgeschichtlich betrachtet ist sicher davon auszugehen, dass Kolumbus der wichtigste  Exporteur eines Bewusstseins war, das auf dem Hintergrund der Herausbildung eines ‚modernen‘ Nationalstaates weniger mit der angeblich antiquierten Religiosität seiner Kreuzzugsidee zu tun hatte, als vielmehr mit einem auf den modernen Kolonialismus vorausweisenden handelskapitalistisch unterfütterten Sendungsbewusstsein.

 
In ihrer grundlegenden Kritik an Alexander von Humboldt hat Mary Louise Pratt die postkolonialen Debatten über die Legitimität von Repräsentationen des Anderen in verschärft politische Bahnen gelenkt: Humboldt erscheint in Imperial Eyes als Vor-Spurer der nordamerikanischen Invasionsgelüste – eine Sichtweise, welche langanhaltende heftige Debatten ausgelöst hat.

 
In vielen Werken der neueren Literatur werden die heroischen Geschichten der Eroberung und ‚Entdeckung‘ neu- und umgeschrieben. Im Workshop soll jedoch das Thema Landnahme umfassender für unterschiedliche Epochen und sowohl bezüglich faktualer wie fiktionaler Texte diskutiert werden.

 
Wird schon in frühen Texten, etwa auch in den Quellen der Kolonialgeschichte, Rechenschaft über die (menschlichen wie finanziell berechenbaren) Kosten kolonialen Ausgreifens gegeben? Welche Literarisierungen des Aspekts begegnen in sowohl kritischer als auch affirmativer Weise in unterschiedlichen Textgattungen, in deutsch- und anderssprachiger Literatur? Und schließlich:

 
Wie setzt sich eine durch die postkolonialen Sensibilisierungen hindurchgegangene Literatur (und Literaturwissenschaft) mit den topisch gewordenen Vignetten der Eroberungsgeschichte auseinander? Zu diesen und ähnlichen, anschließbaren Fragestellungen soll der Workshop am FRIAS beitragen.

 

Donnerstag 4. Juli 2019

 

Historische Paradigmen der Landnahme – Lateinamerika

9.00-9.45 Stefan Hermes (Duisburg-Essen): „Mörder Kolon“? ,Entdeckungsreisen‘ und ihre   Folgen in der Literatur des Sturm und Drang (Herder, Lenz)

9.45-10.30 Anna-Maria Post (Freiburg): „Hin und Her. Hin süss und vergnügt, her bitter und betrübt.“ – Ein zurückgekehrter Jesuitenmissionar berichtet über seine Erfahrungen in Paraguay (1749–1767)

10.30-11.00 Pause

11.00-11.45 Oliver Lubrich (Bern): Naturforschung als Landnahme (Pratt und Humboldt)

11.45-13.30 Mittagspause

 

Sklaverei – Kolonialismus – Afrika

13.30-14.15 Herbert Uerlings (Trier): Sklaverei in der Memoria der Landnahme. Am Beispiel von Hans Christoph Buchs Sansibar Blues und Apokalypse Afrika

14.15.15.00 Carlotta von Maltzan (Stellenbosch): „Daß ein Eigenes wir suchen”. Landnahmen im südlichen Afrika und Verhandlungen der Identität am Beispiel von Uwe Timms Morenga (1978) und Damon Galguts The Beautiful Screaming of Pigs (1991)

15.00-15.30 Pause

 

Deutscher Kolonialismus - Südsee

15.30-16.15 Michaela Holdenried (Freiburg): Kolonisierte Kokosinseln. Krachts Imperium als repräsentatives Paradigma imperialer Besitzergreifung

 19.00 Gemeinsames Abendessen

 

Freitag 5. Juli 2019

 

Inselutopien

9.00-9.45 Joachim Warmbold (Tel Aviv): „Na, und wie ist’s mit dem ollen Palästina?“ Zur Umsetzung zionistischer Utopien in Theodor Herzls Roman Altneuland

 

Weiße Kolonien – Nordpol – Grönland – Bergregionen

9.45-10.30 Hanna Rinderle (Freiburg): Zum weißesten Fleck der Erde. Salomon August Andrées Ballonfahrt zum Nordpol im Kontext skandinavischer Landnahmen und ihrer Relektüren

10.30-11.00 Pause

11.00-11.45 Joachim Grage (Freiburg): Die zweite Landnahme. Hans Egede und die dänische Kolonisierung Grönlands im 18. Jahrhundert

11.45-12.30 Florian Krobb (Maynooth): „Das ist Schnee!“ Aufstieg und Aneignung in kolonialistischen Bergregionen.

12.30 Gemeinsames Mittagessen

 

 

Der Workshop wird organisiert von

Prof. Dr. Michaela Holdenried
michaela.holdenried@frias.uni-freiburg.de