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Prof. Dr. Gerhard Neumann

Neuere deutsche Literatur
Ludwig-Maximilians-Universität München
Jan. - März 2012

Vergangene FRIAS Aufenthalte

  • Jan. - März 2012

 

CV

Gerhard Neumann wurde 1934 in Brünn (Mähren) geboren. Nach der Vertreibung verbrachte er seine Schülerjahre in Thüringen und am Niederrhein und studierte seit 1955 Germanistik und Romanistik an den Universitäten von Freiburg i.Br., Wien und Paris. Nach der Promotion 1963 über Goethes Torquato Tasso war er als Sprachlehrer am Goethe-Institut in Paris tätig. 1964 kehrte er an die Hochschule zurück. Er habilitierte sich 1972 mit einer Arbeit über den Aphorismus - Ideenparadiese - in Freiburg i.BR. und hatte in der Folge Professuren für neuere deutsche Literaturwissenschaft an den Universitäten Bonn, Erlangen und Freiburg i.Br. inne, seit 1986 bis zu seiner Emeritierung 2002 war er Ordinarius an der Universität München. Von 1979 bis 1991 wirkte er als Vorsitzender der germanistischen Kommission der DFG. Er war von Anfang an Mitherausgeber der Kritischen Kafka Ausgabe und besorgte die Edition von Goethes Wanderjahren im Deutschen Klassiker Verlag. In München gründete er zusammen mit Ina Schabert das erste Graduiertenkolleg "Geschlechterdifferenz & Literatur". Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs "Theatralität" leitete er über neun Jahre eine Forschergruppe "Theatralität und Literaturwissenschaft". Er war Gastprofessor an den Universitäten Columbia, Harvard und Johns Hopkins und Fellow an der Universität Oxford. 2010 war er als Fellow an das IFK in Wien eingeladen. Seit 1993 ist er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2008 lebt er in Berlin. Im Jahre 2005 wurde er zum Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin ernannt.

 

Publikationen (Auswahl)
 

Monographien und Herausgeberschaften

  • Konfiguration. Studien zu Goethes "Torquato Tasso".- München 1965. (= Zur Erkenntnis der Dichtung. Bd. 1).
  • Der Aphorismus. Zur Geschichte, zu den Formen und Möglichkeiten einer literarischen Gattung. Hg. von Gerhard Neumann.- Darmstadt 1976. (=Wege der Forschung. Bd. CCLVI).
  • Franz Kafka. Schriftverkehr. Hg. (zusammen mit Wolf Kittler). - Freiburg 1990 (= Rombach Wissenschaft. Reihe Litterae).
  • Gerhard Neumann (Hg.): Heinrich von Kleist. Kriegsfall - Rechtsfall - Sündenfall.- Freiburg im Breisgau 1994, S. 13-29.
  • Theodor Fontane. Romankunst als Gespräch, Freiburg im Breisgau 2011. (= Rombach Wissenschaften - Reihe Litterae, hrsg. von Gerhard Neumann, Günter Schnitzler und Maximilian Bergengruen, Band 151)

Artikel

  • Umkehrung und Ablenkung: Franz Kafkas "gleitendes Paradox". DVjs 42 (1968), S. 702-744.
  • Verpackte Zeichen. Zum novellistischen Liebesnarrativ im Laüstic der Marie de France und in der sogenannten ,Falken' -Novelle Boccaccios. In: Ursula Peters / Rainer Warning (Hrsg.), Fiktion und Fiktionalität in den Literaturen des Mittelalters. Jan-Dirk Müller zum 65. Geburtstag, München 2009, S. 319-338.
  • Der Virtuose als Denkfigur in der Romantik. Zur ästhetischen Inszenierung der Körperkunst auf der Grenze zwischen Natur und Kultur. In: Denkfiguren. Performatives zwischen Bewegen, Schreiben und Empfinden, hrsg. Von Nicole Haitzinger und Karin Fenböck, München 2010, S. 104-116. (= Derra Dance Research (Vol. 2)).
  • "Erklär mir, Liebe". Eros auf der Schwelle zum 21. Jahrhundert. In: Liebe in der deutschsprachigen Literatur nach 1945. L'amour au présent. Histoires d'amour de 1945 à nos jours. Festschrift für Ingrid Haag. Mélanges en l'honneur d'Ingrid Haag, hrsg. Von Karl Heinz Götze und Katja Wimmer. Édité par Karl Heinz Götze et Katja Wimmer, Frankfurt am Main 2010, S. 17-32.
  • Fernrohr und Flöte. Erzählte Räume in Goethes Novelle. In :DVjs 84. Jahrgang (2010) Heft 3 / September, S. 342-363.
  • The Abandoned Writing Desk. On Kafka's metanarratives, as exemplified by "Der Heizer". In: Franz Kafka. Narration, Rhetoric, and Reading, edited by Jakob Lothe, Beatrice Sandberg, and Ronald Speirs, The Ohio State University Press, Columbus 2011, S. 81 -93.

 

FRIAS-Projekt

Leben schreiben - Kafkas poetische Anthropologie
Das Projekt richtet sich auf Kafkas problematisches Verhältnis zur Form des Romans. Kafka ist ganz offensichtlich von Anfang an auf das Schreiben von Lebensgeschichten, von ,Bildungsromanen’ fixiert. Und er muss die Erfahrung machen, dass alle diese Versuche, einen Roman zu verfassen, zuletzt fehlschlagen. Aus diesem Scheitern des Romans wird aber bei Kafka eine neue Form der Prosa geboren, die die Forschung, einigermaßen verlegen, als ,Parabel’ bezeichnet hat. Der Befund jedenfalls, von dem man ausgehen kann: Das Schreiben von Lebenskarrieren (als einer grande histoire) kippt bei Kafka immer wieder in die Darstellung einer Lebenskrise um (einen petit récit).
Diesem Scheitern der Großform, aus dem eine neue, lakonische Literaturform geboren wird, und der Aufhellung der Anthropologie, die sich, als eine poetische, dahinter verbirgt, sucht das vorliegende Projekt auf die Spur zu kommen. Kafka arbeitet als Schriftsteller offenbar in jener Grenzzone zwischen traditionellem Erzählbegehren und produktiv-innovativem Scheitern, das sich in seiner Kurzprosa niederschlägt, die in ihrer Art noch zu erforschen ist. Dabei soll eine Lektüre Benjamins hilfreich sein, der als erster auf Kafkas Scheitern als produktives Existential aufmerksam gemacht hat. Im Rahmen dieser Argumentation wird voraussichtlich auch die Figur des poetologischen Außenseiters, die Kafka abwechselnd zugeschrieben und abgesprochen wird, eine Rolle spielen.