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Die ‚Flops’ des Transfers – Versuch einer Typologie des Scheiterns

Wann 11.11.2011 um 09:00 bis
12.11.2011 um 13:00
Wo FRIAS Seminarraum EG, Albertstr. 19
Name
Kontakttelefon +49(0)761/203-97376
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Konzept und Organisation: Isabelle Deflers, Junior Fellow, und Ronald G. Asch, Internal Senior Fellow

 

Die „Flops“ des Transfers – Versuch einer Typologie des Scheiterns

„Man sollte gerade in einer Welt des Überflusses und der Leichtigkeit der Transfers zwischen Nationen und Kontinenten die ebenso gewichtige Geschichte der ausgebliebenen, verpassten, abgelehnten oder verbotenen Transfers nicht vergessen“: Diesem Appell von Hartmut Kaelble im
„Comparativ“ im Jahre 2006 folgend, sollen im Mittelpunkt des geplanten Workshops die Gründe für das gewollte oder ungewollte, aber offensichtliche Scheitern von Transferprozessen stehen. Die zurzeit zu beobachtende Orientierung an globalhistorischen Perspektiven für Fragestellungen aus
allen Epochen birgt die Gefahr, dass die Geschichte des Kultur- und Wissenstransfers als eine fast ausschließliche success story verstanden wird. Die daraus entstandene Verzerrung unserer Wahrnehmung, die zahlreiche neue historiographische Darstellungen rückwirkend beeinflusst, soll uns aber nicht vergessen lassen, dass Transferversuche auch offensichtlich scheitern können, und dass diese „Flops“ in vielen Bereichen und in allen Epochen der Weltgeschichte eher den
Normalfall als die Ausnahme bildeten: „Transfers lassen sich nicht einfach als anthropologische Grundkonstante des menschlichen Lebens auffassen. Sie werden gemacht und gewollt, aber auch verweigert, abgebrochen und verboten“, so Kaelble weiter.


Es steht daher zur Debatte, ob Transfer stets als etwas Positives konnotiert werden darf: Bedeutet er nicht öfter, als bisher behauptet, eher eine Bedrohung für eine Kultur, für einen Bevölkerungskreis oder für eine soziale Schicht, für einen bestimmten Wissensbestand, für eine Gesellschaftsordnung? Wird er nicht eher als Gefahr und nicht als zivilisatorischer Fortschritt wahrgenommen? Welche Kriterien werden verwendet, um Transfer als erfolgreich oder als gescheitert zu erklären? Lassen sich nicht öfter eher Grauzonen feststellen? Ist die Feststellung eines erfolgten Transfers wirklich eine zeitgenössische Wahrnehmung oder nicht eher ein historiographisches Urteil a posteriori?


Um zu versuchen, eine Typologie des Scheiterns herzustellen, müssen weitere Fragen ergänzt werden, um zwischen den verschiedenen Transfers unterscheiden zu  können:

A. Handelt es sich um Kultur- & Mentalitätstransfer, oder um Transfer von Wissen (know-how/ Kompetenzen), von praktischen Techniken oder von einfachen Dingen bzw. Handelswaren?

B. Daraus sollen die unterschiedlichen Formen und Konsequenzen des Scheiterns von Transfer in den verschiedenen Kategorien herausgearbeitet werden mit dem Ziel, sie zu kategorisieren:
1) Handelt es sich um eine bewusste Ablehnung aus einer politischen, religiösen, oder anderen Überzeugung heraus (Rechtsradikale gegen afrikanische Waren) oder aus
sozialpolitischen und intellektuellen Gründen (querelle des anciens et des modernes) oder aus einer nationalistischen oder postkolonialen Arroganz heraus, oder aus allen
zusammen?
2) Handelt es sich um ein Scheitern aus einfachem Desinteresse?
3) Handelt sich um ein technisches Scheitern? Sind die notwendigen Rahmenbedingungen zum Gelingen des Transfers nicht vorhanden?
4) Inwiefern ist eine Katalogisierung der Transferparameter möglich? Welche Parameter müssen berücksichtigt und miteinander kombiniert werden: Formen, Strukturen, Medien, Vorbedingungen, Eigenschaften des Terrains und der Akteure, und Zweck und Ziel des Transfers?

Programm (PDF)