Artikelaktionen

Sie sind hier: FRIAS Veranstaltungen Tagungen & Workshops Tagung: Briefdiskurse in der …

Tagung: Briefdiskurse in der Zwischenkriegszeit

Wann 02.03.2017 um 00:00 bis
04.03.2017 um 00:00
Wo FRIAS, Albertstr. 19, Seminarraum
Name
Kontakttelefon +49 (0)761 203-97362
Termin übernehmen vCal
iCal

Es gibt eine Tendenz in der Mediengeschichte, das 18. und 19. Jahrhundert als die Hochzeit der Briefkommunikation wahrzunehmen. Dementsprechend hat sich die deutsche Briefforschung weitestgehend auf dieses Zeitalter konzentriert, die Gegenstand bahnbrechender Studien (vgl. u.a. Karl-Heinz Bohrer: Der romantische Brief, 1987; Tanja Reinlein: Der Brief als Medium der Empfindsamkeit, 2003) waren. Diese Briefkulturen bzw. -diskurse können mithin als gut erforscht gelten. Vor diesem Hintergrund mag es erstaunen, dass das 20. Jahrhundert in der Briefforschung weitestgehend unberücksichtigt bleibt. Selbst bei Autoren, deren Briefe als Bestandteil ihres Œuvres gelten, etwa bei Franz Kafka – um nur das prominenteste Beispiel zu nennen –, bleibt der Brief in der Forschung peripher; oder er wird lediglich, wie Gert Mattenklott mit Blick auf Walter Benjamins Briefe bemerkt, als „ein Arsenal für Belegmaterial“ betrachtet. Systematische Studien zu den Eigenheiten des Briefdiskurses im 20. Jahrhundert bleiben nach wie vor ein Desiderat der Forschung. Dies mag an der Fülle neuer, für diese Epoche charakteristischer Medien und Schreibformen liegen, ist aber höchst problematisch, da vor allem die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche produktive und prominente Briefschreiber aufzuweisen hat und somit diese einseitige Wahrnehmung ein verzerrtes Bild der Medien und Kommunikationsformen im 20. Jahrhundert liefert. Darüber hinaus ist in der Zeit zwischen den Weltkriegen der theoretische Diskurs, der Bereich innovativer Ideen und neuer, ästhetischer, poetischer und gesellschaftlicher Entwürfe, von großer Bedeutung, und er findet vielfach seinen Ausdruck und seine Schreibwerkstatt in Briefen. Für die Ausbildung neuartiger Formulierungen und Schreibformen ist der Brief mit seiner Nähe zum Essay von großer Bedeutung. Schließlich erlaubt das Briefmedium auch, den Netzwerkcharakter der Wissenskonstitution in den Blick zu nehmen.

Download Programme