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Prof. Dr. Stefan Pfänder

Romanische Linguistik
Universität Freiburg
Okt. 2012 - Sept. 2013

Freiburg Institute for Advanced Studies
79104 Freiburg im Breisgau

Vergangene FRIAS-Aufenthalte

  • Apr. 09- Sept. 2010

CV

Stefan Pfänder war zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter und dann wissenschaftlicher (Ober-) Assistent am Romanischen Seminar der Universitäten Freiburg und Halle-Wittenberg, bevor er 2005 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Freiburg erhielt. Er wirkt derzeit bei der Erstellung mehrerer linguistischer Korpora mit (darunter das Korpus CIEL-F, gefördert von der DFG und dem CNRS zu „world French“ sowie ANDES, ein Korpus des Andinen Spanisch). Seine Forschung der letzten Jahren fokussierte auf die korpusbasierte Beschreibung der modernen französischen und spanischen Grammatik und der regionalen Variation und dem emergenten Wandel in Standardvarietäten des Französischen und Spanischen auf der ganzen Welt (mit speziellem Augenmerk auf den Varietäten, die in Südamerika, der Karibik und Westafrika gesprochen werden). Diese Arbeit resultierte in Monographien (darunter Gramática Mestiza zum Andinen Spanisch, 2009; 2. Aufl. 2010) und diversen Aufsätzen sowie mehreren herausgegebenen Sammelbänden. Er absolvierte Feldforschungen bzw. erhielt Gastprofessuren in Frankreich, Ägypten, Senegal, Spanien, Argentinien und Boliven und ist seit 2008 Direktor der Hermann Paul School of Linguistics, einer vom Land Baden-Württemberg und den Universitäten Freiburg und Basel geförderten internationalen Graduiertenschule, seit 2009 Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs 1624/ 1 „Frequenzeffekte in der Sprache“.

 

Publikationen (Auswahl):

  • Mair, Christian & Pfänder, Stefan (to appear/erscheint): "Vernacular and multilingual writing in mediated spaces: web-forums for post-colonial communities of practice", in Peter Auer et al. (eds.): Space – interactional and cognitive perspectives. Amsterdam: Benjamins.
  • Gülich, Elisabeth & Pfänder, Stefan (to appear/erscheint 2012): "Empathie in Echtzeit: Konversationsanalytische Betrachtungen über die allmähliche Verfertigung der Gemütslage beim Reden", in Thiemo Breyer (ed.): Grenzen der Empathie: Philosophische, psychologische und anthropologische Perspektiven. München: Fink.
  • Dermarkar, Cynthia & Gadet, Françoise & Ludwig, Ralph & Pfänder, Stefan (erscheint/to appear 2012): "Hybrid speech of francophone groups in Cairo: From macro-level ecology to discourse", in Ralph Ludwig, Peter Mühlhäusler, Steve Pagel (eds.): Language ecology and language contact. Cambridge: Cambridge University Press.
  • Gadet, Françoise & Ludwig, Ralph & Mondada, Lorenza & Pfänder, Stefan (2012): Un grand corpus de français parlé: le CIEL-F. Choix épistémologiques et réalisations empiriques. In: Revue Française de Linguistique Appliquée. Langue parlée: norme er variations. Volume XVII-1 / Juin 2012, 39-54.
  • Blumenthal, Peter & Pfänder, Stefan (eds.) (2012): Convergences, divergences et question de la norme en Afrique francophone, Nice.
  • Skrovec, Marie & Pfänder, Stefan (2012): "Syntaxe en temps réel et tâches communicatives: convergences et divergences dans des corpus oraux africains et français", in: Peter Blumenthal, Stefan Pfänder (eds.): Convergences, divergences et question de la norme en Afrique francophone, thematisches Heft der Zeitschrift Le français en Afrique.
  • Besters-Dilger, Juliane & Dermarkar, Cynthia & Pfänder, Stefan & Rabus, Achim (eds.) (2012): Family effects in language contact: Modelling congruence as a factor in contact-induced change, in der Reihe Linguae & Litterae des Freiburg Institute for Advanced Studies. Berlin: De Gruyter.
  • Kerrien, Romain & Skrovec, Marie & Pfänder, Stefan (eds.) (2012): Bretons en conversation. Souvenirs du XXe siècle, Berlin: Berliner Wissenschaftsverlag.
  • Dankel, Philipp, Fernández Mallat, Victor, Godenzzi, Juan-Carlos & Pfänder, Stefan (eds.) (erscheint 2012): El español andino. Sonderheft der Zeitschrift Neue Romania.
  • Kailuweit, Rolf & Pfänder, Stefan & Vetter, Dirk (eds.): Migration und Transkription – Frankreich, Europa, Lateinamerika. Berlin: Berliner Wissenschafts-Verlag.
  • Auer, Peter & Pfänder, Stefan (eds.) (2011): Constructions: Emerging and emergent, in der Reihe Linguae & Litterae des Freiburg Institute for Advanced Studies. Berlin: De Gruyter.
  • Pfänder, Stefan & Ennis, Juan (2011): "Du jeu dans le système - Le syntagme verbal dans les francais en Afrique", in Le Français en Afrique. Revue du Réseau des Observatoires du Français Contemporain en Afrique Noire 26, 185-194.
  • Breyer, Thiemo & Ehmer, Oliver & Pfänder, Stefan (2011): "Improvisation, temporality and emergent constructions", in Peter Auer, Stefan Pfänder (eds.): Constructions: Emerging and emergent, in der Reihe Linguae & Litterae des Freiburg Institute for Advanced Studies. Berlin: De Gruyter, 186-216.

 

FRIAS-Projekt

 

Projekt A: Die karibische Diaspora in Europa und Nordamerika – Anglophonie und Frankophonie im Vergleich

In der Spätzeit des Kolonialismus und verstärkt seit der Entkolonisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzen Migrationsströme aus der Karibik ein, die zur Herausbildung starker diasporischer Gemeinden in den kolonialen Metropolen London und Paris sowie später auch in mehreren urbanen Ballungsräumen der USA und Kanadas geführt haben. Im Zentrum des beantragten Projekts stehen Status und Gebrauch der karibischen Kreolsprachen auf englischer und französischer lexikalischer Basis in der Diaspora, die im Rahmen einer Soziolinguistik der mobilen Ressourcen (Blommaert 2010) bzw. der Soziolinguistik der Globalisierung dokumentiert und analysiert werden. Wissenschaftliches Neuland betritt das Vorhaben, das gemeinsam mit Christian Mair (Englisches Seminar) geplant und durchgeführt wird, indem es diachrone und kontrastive Perspektiven verbindet. Was die migrationsbedingten Sprachkontakts betrifft, geht es um die Frage, ob "reife" diasporische Gemeinden (Paris, London) einen soziolinguistischen "Lebenszyklus" repräsentieren, der Prognosen für die Entwicklung jüngerer Gemeinschaften (z.B. Montréal, Toronto)
zulässt oder ob die Sprachdynamik in einer Ära postkolonialer demographischer, kultureller und medialer Globalisierung neue Wege der Entwicklung beschreitet. Was die den Sprachvergleich betrifft, gehen wir davon aus, dass trotz aller kulturellen und demographischen Parallelen zwischen frankophoner und anglophoner Karibik unterschied-liche Sprachideologien auch in der Diaspora zu Unterschieden im Sprachgebrauch und in den Spracheinstellungen führen. Das vorliegende Projekt versteht sich als Beitrag zur linguistischen FRIAS-Thematik "Soziolinguistik der Globalisierung" und ist offen für Kooperation und Austausch mit verwandten kultur- und literaturwissenschaftlichen Vorhaben im Schwerpunkt "Weltliteratur und kulturelle Globalisierung."

Projekt B: Nochmal, anders. Wiedererzählen in interaktionaler Perspektive.

Dieses Projekt verortet sich in der Interaktionalen Linguistik und untersucht die Formulierungsarbeit in Wiedererzählungen. Als recht unstrittiges Definitionskritrium für Wiedererzählungen (retellings) gilt in der bisherigen Forschung, dass in einer wiedererzählten Geschichte derselbe erzählerische Kern auszumachen ist. Ich werde in meinem Projekt vor allem solche Kerne in den Blick nehmen, die eine animierte Figurenrede enthalten oder durch sie konstituiert werden, da sich so eine Vergleichbarkeit
der Befunde herstellen lässt.
Im Wiedererzählen beobachte ich, dass dieser gestalthafte Kern selbst zwar als Gestalt erhalten bleibt (sonst könnte ja die Definition nicht greifen), dass er aber durchaus noch variiert werden kann. Dabei können Lexik und Syntax späterer Versionen mit der ersten identisch sein, aber ‚nachvertont’, d.h. prosodisch und/oder phonetisch verändert werden, eine neue stimmliche Gestaltung erhalten. Der umgekehrte Fall lässt sich ebenso beobachten: derselbe Sprechausdruck wird mit anderer Lexik bzw. Syntax ‚unterlegt’. Neugestaltungen und Refunktionalisierungen können dabei in der sich gemeinsam entfaltenden mündlichen Erzähltätigkeit innerhalb der Erzählzeit selbst- oder auch hörerinitiiert sein. Im Anschluss an ein von der Thyssenstiftung gefördertes Projekt (http://retold-stories-archive.org/) möchte ich als FRIAS-Fellow nun folgende Fragen bearbeiten:

  • Wie wird das Potential der Veränderung des erzählerischen Kerns interaktional genutzt?
  • Welche Besonderheiten lassen sich durch die Analyse von retellings im Unterschied zum
  • Erzählanalyse generell bspw. in Bezug auf Positionierungen herausarbeiten?
  • Welche Techniken und Strategien zur Selbst- bzw. Fremdinitierung von Retellings finden wir?
  • Meist, aber durchaus nicht immer werden retellings als solche kontextualisiert. In welcher Weise?
  • Welche situativen Möglichkeiten kann es für Interaktanten eröffnen, Mehrfacherzählungen nicht als
  • solche zu markieren?
  • Finden sich Unterschiede zwischen den französischen und den deutschen Daten in Bezug auf
  • Techniken bzw. Strategien der Initiierung, Kontextualisierung und Refunktionalisierung von
  • Erzählkernen?

Aufbauend auf die linguistische Untersuchung der Formulierungsarbeit in der Interaktion werden in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Gabriele Lucius-Hoene psychologische Fragen nach der Identitätsmodellierung gestellt und v. a. mittels sog. Positionierungsanalysen beantwortet; in diesen Analysen geht es darum, wie die Erzähler/innen sich selbst in ihrem Bezug zu anderen oder zu dem Erlebten darstellen. Parallel zur empirischen Arbeit werden methodologische Überlegungen angestellt: etwa darüber, auf welchen Ebenen der Vergleich der erzählten Versionen anzusetzen ist oder wie eine vergleichende Analyse mündlicher Narrationen notiert werden kann.