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Klimamodelle oder: Was Wissenschaft leisten kann

Hans von Storch bei den Freiburger Horizonten
Klimamodelle oder: Was Wissenschaft leisten kann

Fotos: Alexander Hansen

Im Rahmen der Freiburger Horizonte sprach Klimaforscher Hans von Storch vergangenen Dienstag über Klimamodelle als Werkzeuge zur Analyse und Projektion von Klimawandel. In einer gut gefüllten Aula diskutierte der Emeritus verschiedene Typen von Modellen – und brachte gleichzeitig sein Publikum zum Nachdenken: über Aufgaben und Funktionen von Forschung und über möglicherweise falsche Erwartungen an den Wissenschaftsbetrieb.

Hans von Storch sei in der Klimaforschung kein „unumstrittener“ Zeitgenosse –  mit diesen Worten stellte Carsten Dormann, Professor für Biometrie und Umweltsystemanalyse an der Universität Freiburg und Mitglied des diesjährigen FRIAS-Forschungsschwerpunkts, den diesmaligen Referenten der Freiburger Horizonte vor. In der Tat hatte sich der Meteorologe mit seinen Thesen in der Vergangenheit nicht nur Freunde gemacht. Erst im Dezember 2019 war der emeritierte Professor in der ARD-Talkshow „Hart aber Fair“ zu Gast. Dort hatten seine Warnungen vor einem „Klima-Alarmismus“, einem „Hype der Klimaangst“, insbesondere aber auch seine Kritik an der Fridays for Future-Bewegung die Zuschauer stark polarisiert.

Der streitbare Wissenschaftler, der zuletzt das Institut für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum Geesthacht leitete, zog das Freiburger Publikum vergangenen Dienstag jedenfalls zahlreich an. Gut zweihundert Zuhörerinnen und Zuhörer hatte die Ankündigung der Freiburger Horizonte-Veranstaltung in die Aula gelockt.  Studierende und Professorinnen aus den benachbarten Disziplinen ebenso wie Angehörige lokaler Umwelt- und Klimaschutzgruppen und andere Interessierte, ein bunt gemischtes Publikum aus der Freiburger Regio. Das Thema Klimawandel bewegt und ist damit gut platziert in der Veranstaltungsreihe, die das FRIAS seit 2015 veranstaltet. Denn die Freiburger Horizonte wollen ein Forum für den Dialog zwischen unterschiedlichen Akteuren sein und Debatten zwischen Expertinnen und Experten Wissenschaft, Gesellschaft und Politik und einer breiteren Öffentlichkeit fördern. „Unser Bestreben ist es, die am FRIAS angesiedelte Forschung in den gesellschaftlichen Diskurs und aktuelle öffentliche Debatten einzubringen“, so FRIAS Direktor Professor Bernd Kortmann.

Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Emotionalität, mit der über Klimawandel, seine Folgen und etwaige Lösungswege diskutiert wird, hat sich von Storch, ganz nach norddeutscher Art, einen kühlen Kopf bewahrt. Nachhaltige Klimaforschung, so der Klimaforscher, müsse in erster Linie Wissen schaffen. Darzustellen, welche Art von Wissen Klimamodelle schaffen, war schließlich auch das Anliegen seines Vortrags im Rahmen der Freiburger Horizonte. Dass Modelle dabei keineswegs so verlässliche Aussagen ermöglichen, wie vielfach angenommen wird, betonte er immer wieder: So läge es in der Natur der Sache, dass Modelle immer nur einen Teil der Wirklichkeit abbilden. Sie verkleinern und vereinfachen, arbeiten mit Analogien und entziehen sich häufig auch der Überprüfung. Von Storch sieht darin keine Schwäche von Modellen, vielmehr drücke sich hier ein Grundsatz wissenschaftlichen Arbeitens aus: „Wissenschaftler verkünden keine Wahrheiten, sie bieten Erklärungen an.“ Aus diesem Grund müsse man sich bei jedem Modell auch nicht fragen, was es abbildet, sondern wofür es gebraucht wird.

 4. Februar 2020 | VSp