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Christopher Meid erhält Forschungspreis 2011 der School of Language & Literature

Für seine Dissertation „’Im magischen Spiegel’ – Griechenland-Imaginationen in Reiseberichten des 20. Jahrhunderts von Gerhart Hauptmann bis Wolfgang Koeppen“ wurde Christopher Meid vom Deutschen Seminar der Universität Freiburg auf Vorschlag einer Auswahlkommission aus External Senior Fellows des FRIAS und nach einstimmiger Bestätigung durch den Wissenschaftlichen Beirat der School of Language & Literature mit dem Forschungspreis der LiLi-School für das Jahr 2011 ausgezeichnet. Mit dem Preis ist die Zusage verbunden, die Untersuchung in der FRIAS-Schriftenreihe „linguae & litterae“ zu publizieren.
Meids innovative, von Werner Frick (Germanistik/Komparatistik) und Bernhard Zimmermann (Klassische Philologie) betreute Studie widmet sich auf der Grundlage eines eindrucksvoll breiten Textkorpus einem von der Forschung bisher fast vollständig vernachlässigten Gebiet der Literatur- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, nämlich literarischen Imaginationen Griechenlands als eines zentralen, teilweise hoch ideologisierten Projektionsraums für die deutsche Identitätsfindung und -konstruktion. Auch nach Abflauen des traditionellen Philhellenismus bleibt der Bezug auf dieses Land unter veränderten Vorzeichen aktuell: Nietzsches Tragödienschrift, aber auch die Arbeiten von Jacob Burckhardt und anderen Autoren bilden den Hintergrund dieser Versuche, sich einer immer noch als maßgeblich erachteten Kultur anzunähern. Dabei kommt, wie Meid zu zeigen vermag, gerade der Reiseliteratur eine besondere Bedeutung zu, da sie Strategien der Authentisierung und Beglaubigung ermöglicht, die anderen Zeugnissen des philhellenischen Schreibens in dieser Form nicht zu Gebote stehen.
In der germanistischen Forschung wurden diese zwischen Idealisierung und Ideologisierung schwankenden Texte bislang erstaunlicherweise kaum berücksichtigt. Die preisgekrönte Studie untersucht deutschsprachige Reiseberichte über Griechenland aus dem Zeitraum von 1908 bis 1962, den Erscheinungsjahren der Reiseberichte von Gerhart Hauptmann und Wolfgang Koeppen. Erstmals wird ein wesentlicher Bestandteil des deutschen Griechenlanddiskurses zugänglich gemacht, in übergreifenden Strömungen verortet und eingehend analysiert: Die Bandbreite reicht dabei von den schwärmerischen Subjektivitätsentwürfen der Jahrhundertwende über die politisch akzentuierten Reiseberichte aus der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus bis hin zu den skeptischen Distanzierungen der Nachkriegsjahre.