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Dr. Sonja Levsen, Junior Fellow der School of History, erhält Dilthey Fellowship

Dr. Sonja Levsen, Junior Fellow der FRIAS School of History, erhält mit dem Dilthey Fellowship, das gemeinsam von der Fritz Thyssen Stiftung und der VolkswagenStiftung vergeben wird, eines der angesehensten Stipendien für Nachwuchswissenschaftler in den Geisteswissenschaften. Die junge Historikerin, die vor ihrer Berufung ans FRIAS als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Geschichte des Romanischen Westeuropas an der Albert-Ludwigs-Universität tätig war, überzeugte das Auswahlgremium mit dem Thema „Autorität und Demokratie. Debatten über die Erziehung der Jugend in Deutschland und Frankreich, ca. 1945 -1980“.

„Erziehung“ gehörte zu den großen Themen, die nahezu alle europäischen Gesellschaften nach Kriegsende umtrieben. Als Reaktion auf die – verschieden erlebte und gedeutete – Katastrophe wurden Erziehungsfragen intensiv diskutiert. Der gesellschaftliche Wandel der 1950er und 1960er Jahre ließ die Diskussionen um die Frage, wie man Jugendliche zu Bürgern der Zukunft formen könne und solle, immer wieder mit aller Schärfe aufflammen. Im Mittelpunkt von Sonja Levsens Projekt steht der Wandel von Erziehungsidealen und -praktiken in (West-) Deutschland und Frankreich zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und den späten 1970er Jahren. Debatten über Erziehung, insbesondere über die Erziehung der Jugend, waren in diesem Zeitraum stets auch Vergewisserungen über das Selbstverständnis der deutschen bzw. französischen Gesellschaft. In ihnen reflektierten Erzieher und Intellektuelle, Politiker und Medien über das Verhältnis von Autorität und Demokratie, über den Umgang mit der Vergangenheit und das Ideal des Bürgers der Zukunft. Sie eignen sich daher als Sonde, um neue Einblicke in grundlegende gesellschaftliche Entwicklungen der Nachkriegszeit zu gewinnen.  Ganz besonders interessiert sich Sonja Levsen für die Frage, ob, wie vielfach vermutet, in den 1960er Jahren in Deutschland tatsächlich ein demokratischer Aufholprozess gegenüber anderen westeuropäischen Staaten erfolgte, der seinen Ausdruck in einer zunehmenden Liberalisierung und Individualisierung gerade der Erziehung fand. Näherte sich die westdeutsche Gesellschaft langsam „dem Westen“ an, oder verlief die Entwicklung in den Nachbarländern parallel?

Mit den Dilthey-Fellowships - benannt nach dem deutschen Philosophen Wilhelm Dilthey (1833 bis 1911) – fördern die Fritz Thyssen Stiftung und die VolkswagenStiftung exzellente junge Forscherinnen und Forscher in den Geisteswissenschaften, die sich an die Fachgrenzen ihres Gebietes heranwagen. Unterstützt werden Projekte, die neue Bereiche erschließen und die auf Grund ihrer Komplexität oder ihres höheren Risikos von vorneherein längere Planungs- und Zeithorizonte benötigen. Es werden pro Jahr maximal zehn „Dilthey-Fellowships“, die mit 400.000 Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren dotiert sind, vergeben.

04/2010